1935
entwickelte der US-Seismologe Charles Francis Richter
(1900-85) am California Institute of Technology
(Caltech) ein Verfahren zur einheitlichen Bewertung
der Stärke (Magnitude) von Erdbeben - die
so genannte Richter-Skala. Mit Hilfe von Seismographen
werden bei Erderschütterungen die von ihnen ausgehenden
Wellen erfasst. Die lokalen Messwerte werden dann unter
Berücksichtigung der geologischen Verhältnisse
auf eine Standardentfernung von 100 km umgerechnet:
Das Ergebnis ist eine so genannte Magnitude (M), die
auf einer logarithmischen Skala formal von 0 bis 8,5
reicht, nach oben aber nicht begrenzt ist. Daher spricht
man manchmal von der »nach oben offenen Richter-Skala«.
Eine Magnitude von M 1 kennzeichnet ein schwach wahrnehmbares
Zittern der Erde, jeder weitere Punkt auf der Skala
bedeutet eine Verzehnfachung der Stärke eines Bebens.
Bis in die 1930er Jahre wurde zur
Schätzung der Erdbebenstärke die zwölfstufige
Mercalli-Skala benutzt, benannt nach dem italienischen
Vulkanologen Giuseppe Mercalli (1850-1914). In dieser
Einteilung wurden Erdbeben nicht - wie bei der
Richter-Skala - nach ihrer Stärke, sondern
nach ihren fühlbaren und sichtbaren Auswirkungen
im Zentrum der Erschütterungen beschrieben. Die
Anwendung der Mercalli-Skala war daher nicht immer sinnvoll,
etwa wenn das Zentrum in unbewohntem Gebiet oder unter
Wasser lag. In Europa ist die Mercalli-Skala in einer
modifizierten Form als MSK-Skala (Medvedev-Sponheuer-Karnik-Skala)
noch heute gebräuchlich.
Der höchste bisher gemessene
Wert auf der Richter-Skala liegt bei 9,5. Er wurde bei
einem Seebeben am 22. Mai 1960 vor der Pazifikküste
Chiles festgestellt. Ursprünglich mit 8,6 bewertet,
wurde es später u.a. vom US Geological Survey auf
9,5 hochgestuft. Das
Seebeben an der Westküste Nord-Sumatras vom 26.
Dezember 2004 war mit einer Stärke von 9,0
nur das fünftstärkste in den letzten 100 Jahren.
Gemessen an den Opferzahlen und Schäden zählt
es jedoch mit dem durch ihn ausgelösten Tsunami
zu den schlimmsten Naturkatastrophen seit Menschengedenken.
Am 14. Februar 2005 stufte der US-Wetterdienst NOAA
dieses Beben auf 9,3 hinauf.
Die weiteren zehn stärksten
Beben seit 1900 ereigneten sich im Prince William Sound
in Alaska am 28. März 1964 (9,2), auf Andreanof
Island in Alaska am 9. März 1957 (9,1), auf der
russischen Halbinsel Kamtschatka am 4. November 1952
(9,0), im Pazifischen Ozean vor der Küste Ecuadors
am 31. Januar 1906 (8,8), im Indischen
Ozean vor der Westküste Sumatras am 28. März
2005 (8,7), auf Rat Island in Alaska am 4. Februar
1965 (8,7), in Assam (Tibet/China) am 15. August 1950
(8,6) und in Ningxia-Gansu (China) am 16. Dezember 1920
(8,6).
Das Erdbeben im indisch-pakistanischen
Kaschmir am 8. Oktober 2005 hatte mit einer Magnitude
von 7,6 eine vergleichsweise geringere Stärke,
seine Auswirkungen waren aber verheerend: Schätzungen
gehen von ca. 80.000 Todesopfern und 75.000 zum Teil
schwer Verletzten aus. (MvB)
Weiterführende Links:
Bundesanstalt für
Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR):
www.bgr.bund.de
Übersicht über
größere Erdbeben weltweit in den letzten
12 Monaten:
www.seismologie.bgr.de/www/sdac/erdbeben/welt_jahr.htm
Geoforschungszentrum Potsdam:
www.gfz-potsdam.de
National Weather Service
(NOAA):
www.nws.noaa.gov
US Geological Survey (USGS):
www.usgs.gov
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