Der Fischer Weltalmanach
nachrichtenstaatenbiografienkulturarchivglossar




Biografien

wissensquiz
stichwort
buch
cd rom

tauschbörse

buch tipps
faq
links
bestellen
kontakt

 

fischer taschenbuch verlag



www.weltalmanach.de
Panamakanal
 

Der an seine Kapazitätsgrenzen stoßende Panamakanal zwischen Atlantik und Pazifik soll ausgebaut werden, um ihn auch für die neue Generation riesiger Containerschiffe, Großtanker und Luxusliner passierbar zu machen. 78 Prozent der 2,1 Millionen wahlberechtigten Bürger Panamas stimmten dem umstrittenen Ausbau der Wasserstraße am 22. Oktober 2006 zu. Allerdings lag die Beteiligung an dem verfassungsgemäßen Referendum bei lediglich 41,69 Prozent. Das Ergebnis ist aufgrund der Torrijos-Carter-Verträge von 1979 für die Regierung dennoch bindend.

Der bestehende Kanal

Der Panamakanal (spanisch Canal de Panamá) zwischen den Städten Colón an der Atlantik- und Panama-Stadt an der Pazifikküste ist eine 81,6 Kilometer lange und zwölf Meter tiefe Fahrrinne; die Mindestbreite beträgt 152,4 Meter, die größte Breite 304,8 Meter. Für den Betrieb der drei Schleusenanlagen - Miraflores, Pedro Miguel und Gatún - sind zwei Staubecken eingebaut, die den Gatúnsee (426 Quadratkilometer) und den kleineren Maddensee bilden.

Mit den Schleusenanlagen wird ein Höhenunterschied von 26 Metern relativ zum Meeresspiegel überwunden. Der Pazifik ist im Bereich des Kanals zwar nur 24 Zentimeter höher als der Atlantik, der Niveauunterschied von 26 Metern kommt durch die Erhebung des Festlandes zustande, die bei der Überquerung des Kontinents überwunden werden muss. Die drei Schleusenkammern sind 33,5 Meter breit, 305 Meter lang und bis zu 26,3 Meter tief. Sie sind doppelt nebeneinander ausgelegt, so dass eine Durchfahrt in beiden Richtungen möglich ist.

Der Kanal wird ausschließlich von Süßwasser gespeist; eine Schiffspassage braucht etwa 200 Millionen Liter Süßwasser, die beim Absenken ins Meer gespült werden. Insbesondere in Dürrejahren muss daher die Zahl der durchfahrenden Schiffe, maximal 50 pro Tag, reduziert werden.

Erweiterungspläne

Im April 2006 hatte Panamas Präsident Martín Torrijos Espino die größte Erweiterung des Panamakanals seit seiner Inbetriebnahme im Jahr 1914 angekündigt. Bis 2014 sollen neue, größere Schleusen neben die bereits vorhandenen gebaut und mit wieder verwendbarem Wasser betrieben werden.

Die bestehenden drei Schleusenanlagen sind mittlerweile für rund 60 Prozent aller Handelsschiffe zu klein. Eine eigene Schiffsklasse ist an die höchsten zulässigen Abmessungen des Kanals genau angepasst; sie wird Panamax genannt. Schiffe, die diese Maße überschreiten, werden auch Post-Panamax-Schiffe genannt. Die Durchfahrt durch den Kanal mit Lotsen dauert acht bis zehn Stunden - mit Wartezeiten brauchen die Schiffe im Durchschnitt jedoch 26 Stunden. Die neuen Schleusenanlagen sollen auf 427 Meter Länge und 55 Meter Breite ausgebaut werden. Nur Supertanker und Flugzeugträger werden die Wasserstraße auch nach dem Ausbau nicht passieren können.

Die Arbeiten an dem Großprojekt der Autonomen Kanalverwaltung (Autoridad del Canal de Panamá/ACP) sollen im März 2007 beginnen und 2014/2015 abgeschlossen sein. Die Kosten werden von der ACP auf 5,25 Milliarden US-Dollar veranschlagt. Die Finanzierung soll durch vorgezogene höhere Kanalgebühren und Kredite ermöglicht werden. Während der achtjährigen Bauphase wird mit rund 7.000 neuen Arbeitsplätzen gerechnet - indirekt mit bis zu 35.000 weiteren. Kritiker gehen allerdings von wesentlich höheren Kosten aus und befürchten Umweltschäden als Folge der Kanalerweiterung.

Mit dem Ausbau des Panamakanals - nach dem Suezkanal der wichtigste Schifffahrtsweg der Welt - soll nach Mitteilung der ACP die jährliche Durchfahrtskapazität von 165 auf 330 Millionen Tonnen erhöht werden. Zurzeit wird er jährlich von rund 14.000 Schiffen genutzt. Rund fünf Prozent der Waren, die weltweit gehandelt werden, passieren damit dieses Nadelöhr. Ohne den Ausbau würde der Kanal nach Angaben der Betreiber seine Kapazitätsgrenzen im Jahr 2012 erreichen. 2005 brachte der Kanal dem Staat Panama durch die an ihn von der ACP abgeführten Gebühren Einnahmen in Höhe von umgerechnet 970 Millionen US-Dollar.

Geschichte des Panamakanals

Die Idee einer Kanalverbindung zwischen Atlantik und Pazifik wurde erstmals 1523 von Kaiser Karl V. angeregt, ihre Verwirklichung jedoch erst durch die vom Erbauer des Suezkanals, Ferdinand M. Vicomte de Lesseps, gegründete französische »Compagnie universelle du Canal interocéanique de Panama« 1881 in Angriff genommen. Sie musste jedoch 1889 - vor allem aus technischen Gründen und wegen des Todes zahlreicher Arbeiter, die sich mit Gelbfieber infiziert hatten - Bankrott anmelden. Eine »Compagnie nouvelle du Canal de Panama« scheiterte 1894-1899 an finanziellen Schwierigkeiten.

Daraufhin erwarben die USA nach dem 1901 geschlossenen Hay-Pauncefote-Vertrag über die Neutralisierung und Internationalisierung eines eventuellen Kanals 1902 für 40 Millionen US-Dollar die französischen Rechte zu dessen Fertigstellung. Als Verhandlungen mit (dem damaligen Groß-)Kolumbien über die Abtretung der Kanalzone nicht zum Ziel führten, unterstützten die USA 1903 die Gründung der Republik Panama und kauften von dieser im selben Jahr durch den Hay-Varilla-Vertrag das Kanalbaugebiet. Der Bau des Kanals begann 1906, 1914 wurde er in Betrieb genommen. Während der Bauarbeiten starben rund 5.600 Arbeiter an Unfällen und Krankheiten. Vor der Errichtung des Panamakanals war die schnellste Seeverbindung von der Ostküste zur Westküste Nordamerikas die rund 30.000 km lange und gefährliche Umschiffung von Kap Hoorn an der Südspitze des amerikanischen Kontinents.

Die US-Hoheit über den Kanal und einen Landstreifen entlang des Kanals (Panamakanalzone) führte wiederholt zu Spannungen zwischen den USA und Panama. Ein 1977 von den Präsidenten der USA und Panamas, Jimmy Carter und Omar Torrijos Herrera, unterzeichnetes, 1979 in Kraft getretenes Vertragswerk (Torrijos-Carter-Verträge oder Panamakanal-Verträge) legte die schrittweise Übereignung des Kanals und der Panamakanal-Zone zum 31. Dezember 1999 an Panama fest, wobei sich Washington bestimmte Sonderrechte zur Garantierung der Neutralität und des Schutzes des Kanals vorbehielt. Die USA hatten zur Sicherung des strategischen Transportweges durch den Panamakanal zeitweilig bis zu 20.000 Soldaten auf Stützpunkten stationiert; Anfang der 1990er Jahre waren es 12.000, 1998 nur noch 4000.

Im Mai 1997 wurde die Autonome Kanalverwaltung (ACP) ins Leben gerufen, die den Kanal seit dem Übergang an Panama verwaltet. Sie arbeitet unabhängig vom Staat Panama, der jährlich Gebühren erhält. (MvB)

Links:

Autonome Kanalverwaltung (ACP):
www.pancanal.com

Schematische Darstellung der Kanaldurchfahrt:
www.pancanal.com/eng/general/howitworks/index.html

Länderinformationen zu Panama beim Auswärtigen Amt:
www.auswaertiges-amt.de/diplo/de/Laender/Panama.html

Informationen zum Suezkanal:
www.suezcanal.com

 

 

   
zurück  

| nachrichten | staaten | biografien | kultur | archiv | glossar | wissensquiz |
| stichworte| buch | cd-rom | tauschbörse | buch-tipps | faq | links | bestellen | kontakt |