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Kindersoldaten
 

Trotz internationaler Ächtung werden nach Angaben des Weltkinderhilfswerks (UNICEF) weltweit mindestens 250.000 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren aktiv an Kriegen oder bewaffneten Konflikten beteiligt. Sie werden in Milizen oder anderen bewaffneten Gruppierungen zu Kampfeinsätzen gezwungen oder machen dort freiwillig mit, weil sie sich bei den Soldaten Schutz und Nahrung erhoffen.

Besonders häufig ist der Einsatz Minderjähriger in Afrika (Burundi, Elfenbeinküste, Guinea, DR Kongo, Somalia, Sudan, Tschad, Uganda), aber auch in Asien (Afghanistan, Indien, Indonesien, Myanmar, Nepal, Philippinen, Sri Lanka) und in Kolumbien. Unter den Kindersoldaten sind laut UNICEF ebenso viele Mädchen wie Jungen; einige würden bereits mit sieben Jahren rekrutiert. Betroffen sind nicht nur Kinder, die mit der Waffe in der Hand an Kampfhandlungen teilnehmen. Vor allem Jüngere werden zur Arbeit als Helfer - Boten, Küchenhilfen oder Träger - gezwungen oder als Kundschafter und Spione eingesetzt. Oft werden die Kinder auch Opfer sexueller Übergriffe. Verrohung und Bildungsmängel erschweren ihre Wiedereingliederung in das Zivilleben.

Internationale Vereinbarungen gegen Kindersoldaten

Das im Februar 2002 in Kraft getretene Fakultativprotokoll über Kinder in bewaffneten Konflikten als Ergänzung der UN-Kinderrechtskonvention von 1989 setzt eine Altersgrenze von 18 Jahren fest, die für die Beteiligung an Kampfhandlungen, für die Wehrpflicht von Regierungsstreitkräften und die Rekrutierung durch bewaffnete Gruppen gelten soll. Freiwillige dürften allerdings auch erst 16 Jahre alt sein.

Der Internationale Strafgerichtshof (ICC) in Den Haag definiert in seinem Statut den Einsatz von Kindern unter 15 Jahren in kriegerischen Auseinandersetzungen als Kriegsverbrechen. Der ICC hat die Möglichkeit der Ermittlung, Anklage und Bestrafung von Rekruteuren. Im Juli 2004 begann er mit vorbereitenden Ermittlungen von Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit in Uganda und der DR Kongo. In einem ersten Prozess muss sich nun der ehemalige kongolesische Rebellenführer Thomas Lubanga Dyilo verantworten. Er wird beschuldigt, im Bürgerkrieg Kinder im Alter unter 15 Jahren für seine Rebellenarmee angeworben und in den Kampf geschickt zu haben. Auch die Anklage gegen den inzwischen inhaftierten Ex-Präsidenten Liberias, Charles Taylor, baut zum Teil auf ähnlichen Vorwürfen auf.

Die im Jahr 2000 in Kraft getretene Konvention 182 der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) hat ein Mindestalter von 18 Jahren für die Einberufung zum Kriegsdienst festgesetzt und die Zwangsrekrutierung von Kindern zum Kriegseinsatz als eine Form der ausbeuterischen Kinderarbeit definiert.

Gegen den Einsatz von Jugendlichen unter 18 Jahren wendet sich u.a. die Koalition gegen den Einsatz von Kindersoldaten, ein Zusammenschluss führender Kinder- und Menschenrechtsorganisationen. Sie veröffentlicht - zuletzt im November 2004 - den »Weltreport Kindersoldaten«. Auf Initiative der Koalition wird am 12. Februar der »Internationale Tag gegen den Einsatz von Kindersoldaten« begangen.

Auf einer von Frankreich und UNICEF im Februar 2007 ausgerichteten Konferenz in Paris haben sich Vertreter von 59 Staaten erstmals auf Maßnahmen gegen den Einsatz von Minderjährigen als Kindersoldaten und auf ihre Wiedereingliederung in die Gesellschaft verpflichtet. Die Grundsätze der »Pariser Prinzipien« sollen der UN-Generalversammlung zur Beschlussfassung vorgelegt werden. Die Selbstverpflichtung der Staaten ist juristisch aber nicht bindend; wer sich nicht daran hält, hat keine Sanktionen zu fürchten. UNICEF wertete die Konferenz aber dennoch als Erfolg, weil der politische Druck zu wirksamen Maßnahmen gegen den Missbrauch von Kindern für Kriege erhöht werde.

Der französische Außenminister Philippe Douste-Blazy hatte zum Auftakt der Konferenz erklärt, der Einsatz von Kindersoldaten sei nicht nur ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit, sondern eine »Zeitbombe«, welche die Stabilität der betroffenen Länder gefährde. Douste-Blazy bezeichnete es in einem Rundfunkinterview als »absolut unmöglich«, dass auch in westlichen Demokratien Minderjährige Soldaten würden. So würden beispielsweise in den USA und in Großbritannien Jugendliche schon vor der Volljährigkeit eingezogen oder in Militärschulen gedrillt. Allerdings musste die britische Regierung erst Anfang Februar 2007 einräumen, dass sie seit 2003 auch 15 Minderjährige zum Einsatz in den Irak geschickt habe. (MvB)

 

Links

Weltkinderhilfswerk (UNICEF):
http://www.unicef.de

UN-Kinderrechtskonvention:
http://www.bmj.bund.de/media/archive/638.pdf

Fakultativprotokoll über Kinder in bewaffneten Konflikten:
http://www.tdh.de

Weltreport Kindersoldaten 2004:
http://www.tdh.de

Koalition gegen den Einsatz von Kindersoldaten:
http://www.child-soldiers.org

   
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