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Aids/HIV 2005 auf neuem Höchststand
 

Die Immunschwächekrankheit Aids hat seit ihrem Bekanntwerden im Jahr 1981 mehr als 25 Millionen Todesopfer gefordert. Trotz des in der jüngsten Zeit verbesserten Zugangs zu antiretroviralen Medikamenten (ARM) in zahlreichen Regionen der Welt forderte die Epidemie im Jahr 2005 rund 3,1 Millionen Todesopfer, darunter 570.000 Kinder unter 15 Jahren; 4,9 Millionen Menschen steckten sich neu mit dem Virus an, darunter etwa 700.000 Kinder unter 15 Jahren. Somit haben sich die Zahl der Todesfälle und der Neuinfektionen weiter erhöht.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und UNAIDS, das gemeinsame HIV/Aids-Bekämpfungsprogramm der Vereinten Nationen (UN), schätzen laut ihrem am 21. November 2005 veröffentlichten Jahresbericht »Aids Epidemic Update 2005«, dass 2005 rund 40,3 Millionen Menschen (darunter 2,3 Millionen Kinder unter 15 Jahren) weltweit mit dem HI-Virus infiziert sind, so viele wie nie zuvor. 2003 lebten rund 37,5 Millionen Menschen mit der Krankheit.

Besonders betroffene Regionen

Besonders betroffen sind weiterhin die afrikanischen Länder südlich der Sahara mit 64 Prozent der Neuinfektionen (25,8 Millionen Infizierte 2005), 3,2 Millionen kamen 2005 hinzu. Süd- und Südostasien (7,4 Millionen Infizierte), Lateinamerika (1,8 Millionen Infizierte) sowie Osteuropa und Zentralasien (1,6 Millionen Infizierte) sind weitere Krisengebiete. Neue Datenerhebungen zeigten, dass die Kombination von Drogenspritzen und Prostitution die Ausbreitung der Epidemie in Lateinamerika, Osteuropa und besonders Ostasien weiter anheize, heißt es im Jahresbericht. In Ostasien hätten die Neuansteckungen seit 2003 um ein Fünftel auf 870.000 zugenommen, am stärksten betroffen seien China und Vietnam. Der Drogenkonsum mit Spritzen sei der Hauptmotor für die Ausbreitung des HI-Virus in Asien.
Anstieg auch in Deutschland

Deutschland registrierte im ersten Halbjahr 2005 ebenfalls einen dramatischen Anstieg. Nach Angaben des Berliner Robert Koch-Instituts (RKI) steckten sich von Januar bis Juli dieses Jahres 1164 Menschen neu mit dem HI-Virus an, rund 20 Prozent mehr als im ersten Halbjahr 2004. Die Ursachen sieht das RKI vor allem im zunehmenden ungeschützten Sex. Ende 2004 lebten in Deutschland laut bereits früher veröffentlichten Studien rund 44.000 Menschen mit HIV oder Aids.

Frauen zunehmend betroffen

Der Anteil der HIV-positiven Frauen steigt weiter an: Im Jahr 2005 waren laut UNAIDS/WHO insgesamt 17,5 Millionen Frauen betroffen - eine Million mehr als im Jahr 2003. 13,5 Millionen dieser Frauen leben im südlichen Afrika. Zunahmen sind auch in Süd- und Südostasien (fast zwei Millionen HIV-Positive) sowie in Osteuropa und Zentralasien feststellbar. Für Frauen ist ungeschützter Geschlechtsverkehr mit einem infizierten Mann statistisch gesehen etwa doppelt so gefährlich wie für Männer, die ungeschützten Sex mit einer HIV-positiven Frau haben. Mädchen und Frauen können häufig - vor allem (aber längst nicht nur) in vielen Ländern außerhalb Europas - nicht selbst bestimmen, ob, wann und wie sie Sex haben. Mangelnde Bildung, Armut, Unterdrückung und auch kulturelle Hindernisse sind Gründe für den anwachsenden Anteil infizierter Frauen.

Fortschritte in einigen Ländern

Anlass zu Optimismus gebe, dass in einigen afrikanischen Ländern wie Kenia, Simbabwe sowie in der Karibik in den letzten Jahren durch Aufklärung und Vorsorge ein Rückgang der HIV-Prävalenz (= epidemiologische Kennzahl) zu verzeichnen sei, heißt es im Jahresbericht 2005. Verbessert hätte sich weltweit auch der Zugang zu einer antiretroviralen Behandlung. In Simbabwe habe der Anteil HIV-Infizierter unter den Schwangeren von 26 Prozent (2002) auf 21 Prozent (2004) abgenommen. Dazu habe vermutlich ein Wandel in den sexuellen Gewohnheiten beigetragen: Bei flüchtigen Sexkontakten nutzten 86 Prozent der Männer und 83 Prozent der Frauen inzwischen Kondome. Möglicherweise nehme in Simbabwe auch die Zahl der Sexpartner ab. Die Infektionsrate sei dort aber weiterhin sehr hoch.

Erworbene Immunschwächekrankheit

Aids ist eine erworbene Immunschwächekrankheit (acquired immunodeficiency syndrome), die durch das menschliche Immunschwächevirus HIV (human immunodeficiency virus) ausgelöst wird. Krankheitsbilder von Aids wurden erstmals 1981 in den USA beschrieben. 1983 entdeckten Forscher den Erreger, das HI-Virus. Aids führt zum Zusammenbruch der körpereigenen Abwehrkräfte (der zellulären Immunabwehr); selbst Infektionen mit harmlosen Krankheitserregern können für die Betroffenen tödlich sein. HIV wird durch Blut (insbesondere beim ungeschützten Geschlechtsverkehr und durch die Verwendung verseuchter Injektionsnadeln) und durch andere erregerhaltige Körperflüssigkeiten (Sperma) übertragen, aber auch von der Mutter auf das ungeborene Kind. Ein wirksamer Impfstoff gegen Aids/HIV wurde bisher nicht gefunden. Die medizinische Behandlung ist daher vor allem auf Folgeerkrankungen beschränkt.

Prävention und Behandlung

Für Prävention, Behandlungen und Betreuung standen 2004 weltweit rund 6,1 Milliarden US-Dollar bereit. UNAIDS und andere nationale und internationale Institutionen benötigen für Anti-Aids-Projekte in den Jahren 2006 bis 2008 eine Summe von rund 55 Milliarden US-Dollar. Nach Angaben von UNAIDS besteht aber immer noch eine erhebliche Finanzierungslücke. Ein Ziel der Anstrengungen sei es, dass jeder Erkrankte an einer lebensverlängernden Anti-Aids-Behandlung teilnehmen könne. In den Industriestaaten würden Aids-Patienten zunehmend mit einer antiretroviralen Therapie versorgt, die das Immunsystem der Patienten stärkt und so eine rasche Ausbreitung des HI-Virus im Körper verhindert. In armen Ländern hingegen seien die meisten Patienten von einer solchen Therapie ausgeschlossen. In Afrika etwa habe nach optimistischen Schätzungen nur einer von zehn Bedürftigen Zugang zu einer Therapie. Eine Impfung gegen das HI-Virus böte - so heißt es im Jahresbericht - die größte Hoffnung, um die Epidemie langfristig unter Kontrolle bringen zu können. Weltweit seien 21 Impfstoffe in Entwicklung. (MvB)


Für weitere Informationen:

Weltgesundheitsorganisation:
www.who.int

UNAIDS:
www.unaids.org

Deutsche Aids-Stiftung:
www.aids-stiftung.de

Robert Koch-Instituts (RKI):
www.rki.de

Aids Epidemic Update 2005 als pdf (deutsch):
Download


Status-Bericht 2005
(PDF 5,8 MB)

Quelle


UNAIDS

 


Robert Koch-Instituts

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


WHO


Deutsche Aids-Stiftung

   
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