Fettleibigkeit
(Adipositas) ist eine chronische Gesundheitsstörung,
die das Erkrankungsrisiko für Diabetes, Bluthochdruck,
Fettstoffwechselstörungen, koronare Herzerkrankungen
und Gelenkverschleiß erhöht und die Lebenserwartung
verkürzt. Sie kann auch zu mannigfaltigen psychosozialen
Problemen führen. Knapp 5 Prozent aller Gesundheitsausgaben
in den Industrieländern werden inzwischen für
die Behandlung der seit vielen Jahren kontinuierlich
zunehmenden Fettleibigkeit und ihrer Folgen aufgewendet.
Ursachen
Ursachen, die zu einer Fettleibigkeit
führen, sind u.a. Erbfaktoren (genetische Veranlagung),
Bewegungsmangel, falsche Ernährungsgewohnheiten
(z.B. hoher Konsum fettreicher Lebensmittel, Fast Food,
zuckerhaltige Softdrinks, alkoholische Getränke)
sowie seelische Faktoren (Stress, Einsamkeit und Frustration).
Auch einige Krankheiten wie etwa Schilddrüsenunterfunktion
oder eine Störung des Kortisonhaushaltes (Cushing-Syndrom)
sowie Medikamente (bestimmte Antidepressiva oder Antidiabetika)
führen zu Fettleibigkeit.
Der Body-Mass-Index (BMI)
Festgestellt wird Übergewicht
bzw. Fettleibigkeit rechnerisch mit dem so genannten
Body-Mass-Index (BMI). Dieser wird aus dem Körpergewicht
geteilt durch das Quadrat der Körpergröße
in Metern errechnet; Geschlecht und Alter bleiben unberücksichtigt.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stuft Erwachsene
mit einem BMI über 25 als übergewichtig, mit
einem Wert über 30 als stark übergewichtig
(fettleibig) ein. So gilt beispielsweise ein 1,80 m
großer Erwachsener ab 81 kg als übergewichtig
und ab 97 kg als stark übergewichtig (fettleibig),
allerdings gibt es altersbedingte Unterschiede. Der
Grenzwert von 30 gilt übrigens nicht für Asiaten;
aufgrund von Risikobewertungen schlägt die WHO
hier BMI-Grenzwerte von 23 für Übergewicht
und 25 für Adipositas vor.
Verbreitung
Weltweit
waren nach Untersuchungen der WHO im Jahr 2000 mehr
als 1 Mrd. Menschen übergewichtig, mindestens 300
Mio. adipös, davon 115 Mio. in Entwicklungsländern
und Schwellenländern wie Indien oder China. Somit
gibt es mehr übergewichtige als unterernährte
Menschen auf der Welt; die Welternährungsorganisation
(FAO) schätzt die Zahl der Unterernährten
auf 854 Mio. (Welternährungsbericht 2006).
In den USA
haben nach Schätzungen des Center for Disease Control
and Prevention (CDC) 30 % der Einwohner einen BMI von
über 30 und gelten damit als adipös. Dort
zeigt sich zudem, dass sozial Schwächere sowie
benachteiligte Minderheiten (etwa Indianer und Schwarze)
sehr viel stärker von Übergewicht betroffen
sind als privilegiertere Bevölkerungsgruppen. Europaweit
gelten 10-20 % der Männer und 15-25 % der Frauen
als fettsüchtig.
In Deutschland
wies nach Angaben des Statistischen Bundesamts (Statistisches
Jahrbuch 2005) im Jahr 1999 nur die Hälfte bis
ein Drittel der Bevölkerung einen medizinisch gewünschten
BMI bis 25 auf. Gemäß einer Mikrozensus-Zusatzerhebung
aus dem Jahr 2003 waren 12,3 % der Männer und 11,3
% der Frauen ab 18 Jahren adipös (BMI 30 oder höher),
und die Tendenz ist steigend. Bei Schulkindern lag der
Anteil der Fettsüchtigen bei 13 %.
Maßnahmen
Maßnahmen gegen die stetig
wachsende Fettleibigkeit unter Kindern und Erwachsenen
in Europa berieten Gesundheitspolitiker von 53 europäischen
Staaten auf einer von der WHO in Kooperation mit der
EU-Kommission organisierten Konferenz in Istanbul im
November 2006. In einer »Europäischen
Charta der Bekämpfung der Adipositas«
legten sie Richtlinien für Maßnahmen gegen
Adipositas und Übergewicht fest.
Das Europäische Parlament
(EP) wies in einem am 1. Februar 2007 angenommenen Initiativbericht
darauf hin, dass in den letzten dreißig Jahren
die Zahl der Fettleibigen im EU-Raum dramatisch angestiegen
ist, so dass gegenwärtig rund 27 % aller Männer
und 38 % aller Frauen als übergewichtig oder fettleibig
gelten müssen. Durchschnittlich 6 % der Gesundheitsausgaben
würden für Krankheiten aufgewendet, die von
der Fettleibigkeit ausgelöst werden. Die Tatsache,
dass über fünf Millionen Kinder in den 27
Mitgliedstaaten der Europäischen Union (EU), d.h.
jedes vierte Kind, von Fettleibigkeit betroffen sind
und diese Zahl jedes Jahr um rund 300.000 ansteigt,
sei »alarmierend«. Das EP appellierte an
die EU-Mitgliedstaaten, Fettleibigkeit als chronische
Krankheit anzuerkennen, um die Stigmatisierung fettleibiger
Menschen zu unterbinden und ihre Behandlung auf Kosten
der gesetzlichen Krankenversicherung zu ermöglichen.
(MvB)
Links:
BMI-Rechner der Uni Hohenheim:
www.uni-hohenheim.de
Weltgesundheitsorganisation
(WHO):
www.who.int
Welternährungsorganisation
(FAO):
www.fao.org
Europäische Charta
der Bekämpfung der Adipositas:
www.euro.who.int
Deutsche Adipositas Gesellschaft
(DAG):
www.adipositas-gesellschaft.de
Deutscher Adipositas-Verband:
www.adipositas-verband-deutschland.de
Deutsche Gesellschaft für
Ernährung e.V.:
www.dge.de
Center for Disease Control
and Prevention (CDC):
www.cdc.gov
Stiftung juvenile adipositas:
www.adipositas-stiftung.de
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