Der Fischer Weltalmanach
nachrichtenstaatenbiografienkulturarchivglossar




Biografien

wissensquiz
stichwort
buch
cd rom

tauschbörse

buch tipps
faq
links
bestellen
kontakt

 

fischer taschenbuch verlag



www.weltalmanach.de
Fettleibigkeit
 

Fettleibigkeit (Adipositas) ist eine chronische Gesundheitsstörung, die das Erkrankungsrisiko für Diabetes, Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen, koronare Herzerkrankungen und Gelenkverschleiß erhöht und die Lebenserwartung verkürzt. Sie kann auch zu mannigfaltigen psychosozialen Problemen führen. Knapp 5 Prozent aller Gesundheitsausgaben in den Industrieländern werden inzwischen für die Behandlung der seit vielen Jahren kontinuierlich zunehmenden Fettleibigkeit und ihrer Folgen aufgewendet.

Ursachen

Ursachen, die zu einer Fettleibigkeit führen, sind u.a. Erbfaktoren (genetische Veranlagung), Bewegungsmangel, falsche Ernährungsgewohnheiten (z.B. hoher Konsum fettreicher Lebensmittel, Fast Food, zuckerhaltige Softdrinks, alkoholische Getränke) sowie seelische Faktoren (Stress, Einsamkeit und Frustration). Auch einige Krankheiten wie etwa Schilddrüsenunterfunktion oder eine Störung des Kortisonhaushaltes (Cushing-Syndrom) sowie Medikamente (bestimmte Antidepressiva oder Antidiabetika) führen zu Fettleibigkeit.

Der Body-Mass-Index (BMI)

Festgestellt wird Übergewicht bzw. Fettleibigkeit rechnerisch mit dem so genannten Body-Mass-Index (BMI). Dieser wird aus dem Körpergewicht geteilt durch das Quadrat der Körpergröße in Metern errechnet; Geschlecht und Alter bleiben unberücksichtigt. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stuft Erwachsene mit einem BMI über 25 als übergewichtig, mit einem Wert über 30 als stark übergewichtig (fettleibig) ein. So gilt beispielsweise ein 1,80 m großer Erwachsener ab 81 kg als übergewichtig und ab 97 kg als stark übergewichtig (fettleibig), allerdings gibt es altersbedingte Unterschiede. Der Grenzwert von 30 gilt übrigens nicht für Asiaten; aufgrund von Risikobewertungen schlägt die WHO hier BMI-Grenzwerte von 23 für Übergewicht und 25 für Adipositas vor.

Verbreitung

Weltweit waren nach Untersuchungen der WHO im Jahr 2000 mehr als 1 Mrd. Menschen übergewichtig, mindestens 300 Mio. adipös, davon 115 Mio. in Entwicklungsländern und Schwellenländern wie Indien oder China. Somit gibt es mehr übergewichtige als unterernährte Menschen auf der Welt; die Welternährungsorganisation (FAO) schätzt die Zahl der Unterernährten auf 854 Mio. (Welternährungsbericht 2006).

In den USA haben nach Schätzungen des Center for Disease Control and Prevention (CDC) 30 % der Einwohner einen BMI von über 30 und gelten damit als adipös. Dort zeigt sich zudem, dass sozial Schwächere sowie benachteiligte Minderheiten (etwa Indianer und Schwarze) sehr viel stärker von Übergewicht betroffen sind als privilegiertere Bevölkerungsgruppen. Europaweit gelten 10-20 % der Männer und 15-25 % der Frauen als fettsüchtig.

In Deutschland wies nach Angaben des Statistischen Bundesamts (Statistisches Jahrbuch 2005) im Jahr 1999 nur die Hälfte bis ein Drittel der Bevölkerung einen medizinisch gewünschten BMI bis 25 auf. Gemäß einer Mikrozensus-Zusatzerhebung aus dem Jahr 2003 waren 12,3 % der Männer und 11,3 % der Frauen ab 18 Jahren adipös (BMI 30 oder höher), und die Tendenz ist steigend. Bei Schulkindern lag der Anteil der Fettsüchtigen bei 13 %.

Maßnahmen

Maßnahmen gegen die stetig wachsende Fettleibigkeit unter Kindern und Erwachsenen in Europa berieten Gesundheitspolitiker von 53 europäischen Staaten auf einer von der WHO in Kooperation mit der EU-Kommission organisierten Konferenz in Istanbul im November 2006. In einer »Europäischen Charta der Bekämpfung der Adipositas« legten sie Richtlinien für Maßnahmen gegen Adipositas und Übergewicht fest.

Das Europäische Parlament (EP) wies in einem am 1. Februar 2007 angenommenen Initiativbericht darauf hin, dass in den letzten dreißig Jahren die Zahl der Fettleibigen im EU-Raum dramatisch angestiegen ist, so dass gegenwärtig rund 27 % aller Männer und 38 % aller Frauen als übergewichtig oder fettleibig gelten müssen. Durchschnittlich 6 % der Gesundheitsausgaben würden für Krankheiten aufgewendet, die von der Fettleibigkeit ausgelöst werden. Die Tatsache, dass über fünf Millionen Kinder in den 27 Mitgliedstaaten der Europäischen Union (EU), d.h. jedes vierte Kind, von Fettleibigkeit betroffen sind und diese Zahl jedes Jahr um rund 300.000 ansteigt, sei »alarmierend«. Das EP appellierte an die EU-Mitgliedstaaten, Fettleibigkeit als chronische Krankheit anzuerkennen, um die Stigmatisierung fettleibiger Menschen zu unterbinden und ihre Behandlung auf Kosten der gesetzlichen Krankenversicherung zu ermöglichen. (MvB)

Links:

BMI-Rechner der Uni Hohenheim:
www.uni-hohenheim.de

Weltgesundheitsorganisation (WHO):
www.who.int

Welternährungsorganisation (FAO):
www.fao.org

Europäische Charta der Bekämpfung der Adipositas:
www.euro.who.int

Deutsche Adipositas Gesellschaft (DAG):
www.adipositas-gesellschaft.de

Deutscher Adipositas-Verband:
www.adipositas-verband-deutschland.de

Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V.:
www.dge.de

Center for Disease Control and Prevention (CDC):
www.cdc.gov

Stiftung juvenile adipositas:
www.adipositas-stiftung.de

   
zurück  

| nachrichten | staaten | biografien | kultur | archiv | glossar | wissensquiz |
| stichworte| buch | cd-rom | tauschbörse | buch-tipps | faq | links | bestellen | kontakt |