Der Fischer Weltalmanach
nachrichtenstaatenbiografienkulturarchivglossar




Archiv

wissensquiz
stichwort
buch
cd rom

tauschbörse

buch tipps
faq
links
bestellen
kontakt

 

fischer taschenbuch verlag



www.weltalmanach.de

Indonesien: Revisionsverfahren gegen Bashir

 
In den Prozessen gegen die Urheber der Autobombenanschläge auf Bali am 12.10.2002 vor einem Gericht in Balis Hauptstadt Denpasar ergingen am 10.9. und am 2.10.2003 zwei weitere Todesurteile gegen unmittelbar Tatbeteiligte; fünf mittelbare Helfer erhielten Haftstrafen zwischen vier und 15 Jahren. Bis Ende 2003 waren etwa 40 Tatbeteiligte inhaftiert, etwa die Hälfte von ihnen verurteilt, davon drei zum Tode und drei zu lebenslanger Haft. Den mutmaßlichen Drahtzieher der seit dem 11.9.2001 bis dahin verheerendsten Terroraktion, den am 12.8. in Thailand festgenommenen Javanesen Hambali (alias Ridwan Ismuddin), konnte die indonesische Justiz trotz Auslieferungsbegehren nicht zur Verantwortung ziehen oder ihn als Zeugen vernehmen, da ihn die US-amerikanischen Sicherheitsbehörden an unbekanntem Ort gefangen halten, jeden Zugang zu ihm verweigern und Vernehmungsprotokolle nicht zur Verfügung der Gerichte stellen. Seit den Anschlägen von Bali wurden bis Herbst 2003 über 100 mutmaßliche Mitglieder der radikalislamischen Organisation Jamaa Islamiya inhaftiert, große Mengen Sprengstoff konfiziert und Dokumente über konspirative Aktivitäten der Organisation gefunden. Aus den daraus gewonnenen Erkenntnissen soll sich die nach Auffassung von Terrorismus-Experten bedeutendste und mit dem Netzwerk Al-Qaida verbundene Terrororganisation, die auch für die Anschläge auf Bali und in Jakarta (5.8.2003) verantwortlich gemacht wird, aus Finanzquellen in Singapur und Malaysia finanzieren, auf den Philippinen soll sie Trainingslager genutzt und vorzugsweise in Indonesien operativ tätig gewesen sein. Mit Blick auf die muslimische Wählerschaft und die Interessen der Tourismusindustrie neigte die politische Führung dazu, der Bekämpfung des Terrorismus auf dem internationalen Parkett mehr Gewicht einzuräumen als im Lande selbst. Dieser Tendenz entsprach der widersprüchliche Umgang von Behörden und Justiz mit dem populären Geistlichen Abubakar Bashir, Leiter der Koranschule in Solo, die von mindestens fünf der elf Bali-Haupttäter besucht worden war. Im Oktober 2002 unter der Beschuldigung festgenommen, ideologischer Führer der Jamaa Islamiya zu sein, wurde er am 2.9.2003 in Jakarta von diesem Hauptanklagepunkt freigesprochen, jedoch wegen Landesverrats, Dokumentenfälschung und anderer Vergehen zu vier Jahren Haft verurteilt. Das Berufungsgericht reduzierte die Strafe am 1.12. auf drei Jahre Haft, weil es Landesverrat für nicht gegeben hielt, und das Oberste Gericht befand am 9.3.2004, knapp vier Wochen vor der Parlamentswahl, auf nur noch 18 Monate. Seine Freilassung nach Absitzen der Strafe am 30.4. verhinderte die Staatsanwaltschaft, die nach Interventionen aus Australien und den USA erneut tätig geworden war, durch einen neuen Haftbefehl, den sie mit neuen Erkenntnissen über Bashirs angebliche Mitverantwortlichkeit für die Attentate von Bali und Jakarta begründete. Bei Zusammenstößen von protestierenden Bashir-Sympathisanten mit der Polizei am gleichen Tag wurden zahlreiche Polizisten verletzt und Dutzende Demonstranten festgenommen.
 
 

| nachrichten | staaten | biografien | kultur | archiv | glossar | wissensquiz |
| stichworte| buch | cd-rom | tauschbörse | buch-tipps | faq | links | bestellen | kontakt |