In der zweiten Runde der Präsidentschaftswahlen in Indonesien am 20. September 2004 liegt der Ex-General Susilo Bambang Yudhoyono gemäß ersten Ergebnissen deutlich vor seiner Herausforderin, Amtsinhaberin Megawati Sukarnoputri. Nach Auszählung von rd. 12 Millionen Stimmen entfielen nach Angaben der staatlichen Wahlkommission auf Yudhoyono 58,8 Prozent, auf Megawati 41,1 Prozent. Das Endergebnis soll am 5. Oktober bekannt gegeben werden, die Amtseinführung des neuen Präsidenten ist für den 20. Oktober angesetzt.
Zur ersten Direktwahl des Präsidenten durch die Bevölkerung – bislang wurde er durch das Parlament gewählt – hatten sich rd. 151 Millionen Stimmberechtigte registrieren lassen; die Beteiligung wurde auf 70 bis 80 Prozent geschätzt.
Der Urnengang in dem südostasiatischen Inselstaat fand unter massiven Sicherheitsvorkehrungen statt, zu Zwischenfällen kam es allerdings kaum. Erst vor zwei Wochen waren bei einem Anschlag auf die australische Botschaft in der Hauptstadt Jakarta neun Menschen getötet und 182 verletzt worden.
Bereits im ersten Wahlgang am 5. Juli 2004 hatte der 55-jährige Yudhoyono die meisten Stimmen gewonnen, die absolute Mehrheit von 50 Prozent jedoch verfehlt. Insgesamt waren damals fünf Kandidaten angetreten. Ausschlaggebend für die Wahlentscheidung war nach Ansicht von Beobachtern vor allem die Persönlichkeit der beiden Kandidaten. Megawati hatte in ihrer dreijährigen Amtszeit viele Anhänger mit ihrer Unentschlossenheit und ihrer Distanz zur Bevölkerung enttäuscht.
Susilo Bambang Yudhoyono (Indonesien); *1949 East Java; seit 2004 Präsident
Der aus einer Offiziersfamilie stammende Yudhoyono schloss 1973 die Militärakademie ab und machte danach in der Armee Karriere, wo er zum General aufstieg. Mehrmals war er u.a. in der ehemaligen portugiesischen Kolonie Osttimor (seit 2002 Timor-Leste) stationiert, das Indonesien 1975 überfallen und ein Jahr später annektiert hatte. Im Jahr 2000 schied er aus dem Militär aus und wechselte in die Politik. In der Regierung von Präsident Abdurrahman Wahid war er zunächst Minister für Bergbau und Energie, avancierte jedoch bald zum Sicherheitsminister. Im Zuge des Amtsenthebungsverfahrens gegen Wahid verlangte dieser von Yudhoyono die Verhängung des Ausnahmezustands. Yudhoyono lehnte jedoch ab und verlor seinen Posten. Megawati Sukarnoputri, Vizepräsidentin unter Wahid und dessen Nachfolgerin ab Juli 2001, holte Yudhoyono als Sicherheitsminister in ihr Kabinett zurück. Im März 2004 kam es nach öffentlich ausgetragenen Meinungsverschiedenheiten zwischen Megawati und ihrem Ehemann einerseits und Yudhoyono andererseits zum Bruch zwischen beiden Seiten. Yudhoyono schied erneut aus dem Kabinett aus, gründete seine eigene Demokratische Partei, auf die bei den Parlamentswahlen im April 2004 aus dem Stand heraus 7,5 Prozent der Stimmen entfielen. Zugleich bewarb er sich als Präsidentschaftskandidat für die Wahlen 2004, aus denen er im zweiten Durchgang im September 2004 als Sieger hervorging. Yudhoyono, der auch der »denkende General« genannt wird, gilt als mediengewandt und wird in weiten Bevölkerungskreisen als integrer Reformer wahrgenommen. Respekt erwarb er sich ebenso wegen der Umsicht, mit der er u.a. auf die Terroranschläge in Bali im Oktober 2002 reagierte. Yudhoyono gilt auch als Favorit der USA, u.a. wegen seines entschlossenen harten Standpunktes gegenüber separatistischen Bewegungen in der Inselrepublik sowie der mit Al Qaida in Verbindung gebrachten Bewegung Jemaah Islamiyah.