Bei den Präsidentschaftswahlen am 26.11.2000 errang Jean-Bertrand Aristide, der Führer der populistischen Partei Fanmi Lavalas (FL) nach Angaben der staatlichen Wahlkommission 91,7% der Stimmen. Auf den nächstplatzierten Kandidaten entfielen hingegen nur 2,4%. Die Wahlbeteiligung lag offiziellen Angaben zufolge bei 61%; die Opposition, die zum Boykott der Abstimmung aufgerufen hatte, und unabhängige Beobachter gingen dagegen von einer Wahlbeteiligung von höchstens 10% aus. Gleichzeitig fanden Teilwahlen zum Senat statt; alle 9 neu zu vergebenden Sitze gingen nach offiziellen Angaben an die FL, die damit künftig über 26 der 27 Sitze im Senat und 72 von 83 Sitzen im Repräsentantenhaus verfügt. Im Vorfeld der Wahlen kamen bei Bombenanschlägen mindestens 15 Menschen ums Leben. Die in der Convergence Démocratique (CD) zusammengeschlossenen Oppositionsparteien sprachen erneut von massiven Wahlbetrug; die Organisation Amerikanischer Staaten (OAS), deren Beanstandungen der Wahlen vom Mai 2000 von der Regierung ignoriert worden waren, hatte zu der Abstimmung keine Wahlbeobachter mehr entsandt.Unter starker Polizeipräsenz fand dann am 3./4.2. in Port-au-Prince eine von rund tausend Oppositionellen besuchte Versammlung des Oppositionsbündnis CD statt. Nachdem die Gespräche der CD mit der regierenden FL zur Beilegung der Krise scheiterten, erklärte das Oppositonsbündnis den Menschenrechtsaktivisten Gerard Gourgue zum provisorischen Gegenpräsidenten und rief die Bevölkerung zu weiteren Protesten gegen die Regierung auf. Am 15.2. stellten sechs der Senatoren, die aufgrund der von Unregelmäßigkeiten bestimmten Wahlen vom November in das Oberhaus eingezogen waren, ihre Sitze wieder zur Verfügung.
|
|