Das Milit�r hat in der politischen Entwicklung Pakistans seit der Unabh�ngigkeit des Landes 1947 eine �berragende Rolle gespielt. Beim Putsch von Generalstabschef Musharraf handelt es sich bereits um die dritte offene Intervention der Armee in den politischen Prozess. 1958 hatte General Ayub Khan die Verfassung au�er Kraft gesetzt und bis 1969 eine Milit�rregierung angef�hrt. Nach einem demokratischen Intermezzo ergriff mit General Muhamad Zia ul-Haq 1977 erneut die Armee die Macht. Diese Phase der Milit�rherrschaft wurde erst durch den Unfalltod Zia ul-Haqs und die Einsetzung einer zivilen �bergangsregierung beendet. Die letzte Phase demokratischer Herrschaft (1985�1999) war von gro�er politischer Instabilit�t gepr�gt. Mitverantwortlich hierf�r ist eine 1985 in die Verfassung eingef�gte Bestimmung (achter Verfassungszusatz), derzufolge der Staatschef das Recht hat, nach Belieben den Ministerpr�sident zu entlassen, die Nationalversammlung ohne Einwilligung des Regierungschefs aufzul�sen sowie alle hohen Milit�rposten und Justizbeamte zu ernennen. Diese Bestimmung nutzte der zivile Pr�sident Khan, um die Premierminister Benazir Bhutto (1990, 1996) und Nawaz Sharif (1993) w�hrend ihrer Amtszeit zu entlassen und jeweils Neuwahlen auszuschreiben. Das milit�rische Establishment des Landes war mit dem gro�en Einfluss des Pr�sidenten mehr als einverstanden, konnte es doch mit Hilfe einer einzelnen Person gro�en Einfluss auf die politische Entwicklung nehmen. Im April 1997 stimmte das Parlament auf Antrag von Premierminister Sharif mit zwei Dritteln f�r die Abschaffung des entsprechenden Verfassungsartikels, woraufhin sich die Spannungen zwischen der Regierung und der Justiz bzw. hohen Milit�rs verst�rkten. Die Verschiebung in den Kr�fteverh�ltnissen zugunsten der Exekutive wurde offensichtlich, als Premierminister Sharif schlie�lich sogar den R�cktritt des Obersten Richters Sajjad Ali Shah und des Pr�sidenten Faruk Leghari im Dezember 1997 durchzusetzen vermochte. Im Oktober 1998 entl�sst Sharif erstmals in der Geschichte Pakistans auch den Generalstabschef, General Jehangir Karamat, nachdem dieser erkl�rt hatte, nicht ein externer Feind, sondern die wirtschaftliche Lage sei die eigentliche Bedrohung f�r das Land. Zum Nachfolger wird General Pervez Musharraf ernannt. Sharifs Versuch, im Oktober 1999 erneut den Armeechef zu entlassen, f�hrt zum Sturz der Regierung. General Musharraf erkl�rt sich zum Chef einer von ihm ernannten Zivilregierung. Anders als bei der letzten milit�rischen Machtergreifung 1977 kann sich der Putsch nicht auf eine dramatische Ausma�e annehmende Entlegitimierung der zivilen Regierung st�tzen, obwohl Premierminister Sharif wegen seines zunehmend autorit�ren Regierungsstils und seiner planlosen Wirtschaftspolitik gro�e Teile der Bev�lkerung entt�uscht hat. Auch die Niederlage in Kashmir und die daraus resultierenden Differenzen sind nur der Ausl�ser, nicht aber der wirkliche Grund f�r das Eingreifen der Milit�rs. Was letztlich zum Putsch f�hrt, ist die in der pakistanischen Geschichte erstmalige offene Herausforderung einer zivilen und gew�hlten Regierung an das politisch-milit�rische Establishment. General Musharraf spricht dies in seiner ersten Ansprache nach dem Putsch ganz offen aus. Aus der Perspektive der Milit�rjunta kommt der Versuch einer Zivilregierung, sich in die Angelegenheiten der wichtigsten nationalen Institution einzumischen und damit ihre Autonomie einzuschr�nken, einer Destabilisierung des Staates gleich.
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