Im Jahr 2007 gab es weltweit 328 politische Konflikte. Sechs davon waren innerstaatliche Kriege, 25 ernste Krisen mit wiederholtem Gewalteinsatz. 99 Konflikte wurden als Krisen mit sporadischem Gewalteinsatz eingestuft, 198 als gewaltlose Konflikte. Diese Angaben sind einer vom Heidelberger Institut f�r Internationale Konfliktforschung (HIIK) im Dezember 2007 ver�ffentlichten Analyse (�Konfliktbarometer�) zu entnehmen. Das HIIK definiert Konflikte als �Interessengegens�tze (Positionsdifferenzen) um nationale Werte von einiger Dauer und Reichweite zwischen mindestens zwei Parteien (organisierte Gruppen, Staaten, Staatengruppen, Staatenorganisationen)�. Gewaltlose Auseinandersetzungen stuft das Institut in �latente Konflikte� (Positionsdifferenz um definierbare Werte von nationaler Bedeutung) und �manifeste Konflikte� (Einsatz von Mitteln, die im Vorfeld gewaltsamer Handlungen liegen � wie �konomische Zwangsma�nahmen oder Androhung von Gewalt) ein, gewaltsame Konflikte in �Krisen� (Spannungszustand, in dem mindestens eine der Parteien vereinzelt Gewalt anwendet), �ernste Krisen� (wiederholter Einsatz organisierter Gewalt) und Kriege. Das aktuelle �Konfliktbarometer� gibt den gegenw�rtigen Forschungsstand wieder, wodurch Abweichungen von �lteren Ausgaben auftreten k�nnen.
Krisen und Konflikte Die Gesamtzahl der weltweit bestehenden politischen Konflikte ist 2007 gegen�ber dem Vorjahr leicht von 326 auf 328 gestiegen, da zwar acht Dispute 2006 beendet werden konnten, 2007 aber zehn neue hinzugekommen sind. 238 der 328 Konflikte waren innerstaatlich, 90 zwischenstaatlich. Vier der innerstaatlichen Konflikte k�nnen als �transnational� bezeichnet werden. Die Abweichung der Summe inner- und zwischenstaatlicher Konflikte wird vom HIIK damit erkl�rt, dass bestimmte Konflikte nicht in dieses Schema passen; sie werden als �transnational� eingestuft, da eine der Konfliktparteien ein nichtstaatlicher Akteur ist, dessen Hauptoperationsbasis sich in einem anderen Staat befindet als der Gegner, der ein staatlicher oder nichtstaatlicher Akteur sein kann. Die Konflikte auf den beiden h�chsten Intensit�tsstufen (Krieg und ernste Krise) sind von 36 (2006) auf 31 (2007) gesunken. Sechs der Konflikte mit massivem Gewalteinsatz waren 2007 die Kriege in der westsudanesischen Region Darfur, in Somalia zwischen den verschiedenen Rebellengruppen, in Sri Lanka zwischen der Regierung und den LTTE, in Afghanistan (Taliban) sowie die Auseinandersetzungen zwischen der von den US-gef�hrten Koalitionstruppen unterst�tzten irakischen Regierung und den Aufst�ndischen in Irak. Neu als Krieg hinzugekommen sind 2007 die K�mpfe zwischen Rebellen und der Armee im Grenzgebiet Pakistans zu Afghanistan, w�hrend der 2006 aufgelistete Krieg Israels gegen die Hisbollah in Libanon nach dem Abzug der israelischen Truppen auf die Ebene einer Gewaltlosen Auseinandersetzung (�latenter Konflikt�) deeskaliert ist. Im Jahr 2005 hatte das �Konfliktbarometer� nur zwei Kriege ausgewiesen (Sudan/Darfur und Irak. Den Kampf zwischen der radikal-islamischen Hamas und der eher gem��igten Fatah im Gazastreifen (Israel und Pal�stinensische Gebiete), den Kurdenkonflikt im Dreil�ndereck T�rkei, Iran und Irak sowie die innenpolitische Krise in Libanon bewerteten die HIIK-Wissenschaftler als ernste Krisen. Die Anzahl der Konflikte der mittleren Intensit�tsstufe �Krise� (vereinzelter Einsatz von Gewalt) ging von 104 im Jahr 2006 auf 99 im Jahr 2007 leicht zur�ck, die der �ernsten Krise� von 30 auf 25. Ihnen standen 2007 insgesamt 198 gewaltlose Auseinandersetzungen gegen�ber, die sich in 118 manifeste und 80 latente Konflikte aufgliedern lassen. Die Vergleichszahlen f�r 2006 liegen bei 186, 114 und 72. Die meisten aller Konflikte entstanden auch 2007 aus ideologischen Differenzen und wurden mit dem Ziel gef�hrt, das politische System zu ver�ndern (85) oder an die Macht zu kommen (62); um Ressourcen ging es in 67 F�llen, um regionale Vorherrschaft in 51, Territorium in 49, Sezession in 45 und Autonomie in 39, wobei die Konflikte auch mehr als einen Konfliktgegenstand haben k�nnen.
Regionale Entwicklung 109 Konflikte wurden 2007 in Asien und Ozeanien ausgetragen, darunter neun mit hoher, 39 auf mittlerer und 61 auf niedriger Intensit�tsstufe. In Afrika s�dlich der Sahara lagen die Zahlen bei 9, 24 und 45, im Vorderen und Mittleren Orient bei 10, 6 und 27 sowie in den Amerikas bei 3, 14 und 26. In Europa wurde erstmals seit 1967 kein Konflikt auf hoher Intensit�tsstufe gez�hlt (ernste Krise), da der Kampf der Separatisten in der russischen Kaukasusrepublik Tschetschenien auf die Ebene einer Krise deeskaliert ist. Dennoch gab es in Europa 55 Krisen, 16 auf mittlerer und 39 auf niedriger Intensit�tsstufe. Die insgesamt am schwersten betroffene Region ist somit der Vordere und Mittlere Orient, wo zus�tzlich zu den beiden Kriegen � in Irak und in Afghanistan � acht ernste Krisen ausgetragen wurden. In den Amerikas werden drei hochgewaltsame Konflikte ausgetragen, darunter aber kein Krieg. Putsche Nach zwei erfolgreichen Putschen 2006 (in Thailand und Fidschi �bernahmen Milit�rs die Macht) und einem gescheiterten Putschversuch auf den Philippinen wurde 2007 nur ein Putschversuch beobachtet � wiederum auf den Philippinen, als im November rebellierende Soldaten den R�cktritt des Pr�sidenten forderten.
Konfliktbeilegung und Friedenssicherung In 52 der 328 aktuellen Konflikte fanden 2007 zumindest einmal Gespr�che, Verhandlungen oder Konferenzen statt; 29 Vertr�ge oder Abkommen zur Konfliktregelung wurden unterzeichnet, elf davon in nichtgewaltsamen Konflikten, 14 in Krisen und vier in hochgewaltsamen Konflikten (Krieg und ernste Krisen). Die meisten Einzelgespr�che fanden in Serbien (Kosovo) statt. In lediglich f�nf der 31 hochgewaltsamen Konflikte wurden Gespr�che gef�hrt, darunter �ber den Krieg in Sudan (Darfur) und die Konflikte in der Zentralafrikanischen Republik (Rebellion des UFDR), in Tschad (verschiedene Rebellengruppen), in Somalia (Rebellion der islamistischen Miliz UIC) und in Thailand (muslimische Separatisten in den s�dlichen Provinzen); in drei dieser Dispute konnten Abkommen unterzeichnet werden. Die Vereinten Nationen ( UN) unterhielten Ende 2007 20 Friedensmissionen, darunter drei politische Missionen: UNAMA in Afghanistan, UNIOSIL in Sierra Leone und BINUB in Burundi. Die NATO ( Internationale Organisationen) setzte ihre Operationen und Missionen in Afghanistan (ISAF), in Kosovo (KFOR) sowie in Mazedonien, Darfur (Sudan), in Irak und im Mittelmeer (Active Endeavor) fort, die Europ�ische Union ( EU) die EUFOR (European Union Force) als Teil ihrer Althea-Mission in Bosnien und Herzegowina. Die Organisation f�r Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) f�hrte 2007 � wie bereits 2006 � acht Feldmissionen in Gebieten m�glicher oder bestehender Konflikte durch, sechs davon auf dem Balkan sowie je eine in Moldau und Georgien; dazu kamen elf weitere Feldpr�senzen. Auch andere internationale Organisationen unterhielten Friedensmissionen, so die Afrikanische Union (AU) in Sudan (AMIS bzw. UNAMID) und in Somalia (AMISOM), die Zentralafrikanische Wirtschafts- und W�hrungsgemeinschaft (CEMAC) in der Zentralafrikanischen Republik. Die Mission der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) in Haiti zur Wahlbeobachtung wurde aufgel�st bzw. Aufgabenteile in das st�ndige OAS-B�ro in Haiti integriert. Vor dem Internationalen Gerichtshof (IGH) in Den Haag, einem Organ der UN, das �ber Streitigkeiten zwischen Staaten auf Grundlage des V�lkerrechts urteilt, waren neben den 26 laufenden Verfahren elf rechtsh�ngig; zwei F�lle wurden vor dem Gerichtshof geh�rt.
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