Lugo, der »Bischof der Armen«, der erst 2006 in die Politik gegangen war, verdankte seinen Wahlerfolg dem hohen Maß an Verdrossenheit vieler Paraguayer gegenüber der Misswirtschaft, der Korruption, dem Günstlingssystem und der organisierten Kriminalität, die während der jahrzehntelangen Alleinherrschaft des PC das politische, wirtschaftliche und soziale Leben des Landes unterwandert hatten. Trotz des wirtschaftlichen Aufschwungs der letzten Jahre haben sich die großen sozialen Unterschiede in Paraguay nicht verringert: Einer kleinen, reichen Elite stehen weiterhin etwa 60% der Paraguayer gegenüber, die unterhalb der Armutsgrenze leben. Im Wahlkampf machte Lugo neben der Eindämmung der Korruption vor allem den Kampf gegen die Armut zum zentralen Thema und kündigte an, eine Bodenreform durchsetzen zu wollen. Als weiteres Ziel nannte er die Neuverhandlung der mit Argentinien und Brasilien geschlossenen Verträge über die Nutzung der Wasserkraftwerke von Yacyretá und Itaipú, dem zweitgrößten Wasserkraftwerk der Welt. Aus den jährlichen Gesamteinnahmen des Kraftwerks Itaipú in Höhe von ca. 2,7 Mrd. US-$ erhält Paraguay nach dem 1973 mit Brasilien geschlossenen Vertrag rd. 500 Mio. US-$. Die angestrebten Mehreinnahmen will Lugo in die Entwicklung des Gesundheits- und Erziehungswesens investieren.
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