Rote-Khmer-Tribunal: Am 31.7.2007, mehr als vier Jahre nach dem Abkommen zwischen Kambodscha und den UN über ein gemeinsames Sondertribunal für die Verbrechen der Roten Khmer zwischen 1975 und 1979, kam es zur ersten Anklage: Kang Kek Ieu (»Duch«), damaliger Leiter des berüchtigten Sicherheitsgefängnisses S-21 in Phnom Penh, in dessen Folterzellen rd. 15000 Menschen ermordet worden waren, wurde wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagt. In den Folgemonaten kam es zur Verhaftung und Anklage mehrerer hoher Funktionäre der Roten Khmer, womit die Regierung unter Ministerpräsident Hun Sen ihre in der Vergangenheit praktizierte Verzögerungstaktik ablegte und die juristische Aufarbeitung der Diktatur voranbrachte: Am 19.9. wurde »Bruder Nr. 2« Nuon Chea, Chefideologe und ranghöchster Überlebender der Khmer-Führung, verhaftet; der 82-Jährige hatte zuvor unbehelligt in Kambodscha gelebt, ebenso wie der ehemalige Außenminister Ieng Sary, der am 12.11. gemeinsam mit seiner Frau festgenommen wurde. Am 19.11. folgte die Verhaftung des 77-jährigen Staatschefs der Roten Khmer, Khieu Samphan. Die Angeklagten stritten die Kenntnis von den Verbrechen des Regimes ab, denen fast zwei Mio. Menschen zum Opfer gefallen waren. Juristisch und politisch besonders heikel ist die Anklage gegen Ieng Sary, der 1996 bereits amnestiert worden war. Wegen angeblicher Verfahrensfehler musste der Prozess gegen Nuon Chea am 4.2.2008 vertagt werden, ebenso wie am 23.4. gegen Khieu Samphan. Dessen französischer Anwalt hatte sich beschwert, dass die Beweisstücke nicht auf französisch vorlägen. Am 27.3.2008 forderten Vertreter des Tribunals in New York von den UN eine Erhöhung der Finanzmittel; das ursprünglich zugesagte Budget von 56,3 Mio. US-$ reiche nicht aus, um die Verfahren zum Abschluss zu bringen.
Inflation: Wegen des starken Anstiegs der Lebensmittelpreise verhängte die Regierung im März 2008 ein Ausfuhrverbot für Reis. Die Inflation führte zu Unmut in der Bevölkerung: im März und April kam es in der für die Wirtschaft zentralen Textilindustrie wiederholt zu Streiks.
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