Der seit Anfang 2007 amtierende Generalsekretär Ban Ki-moon legte im zweiten Jahr seiner Amtszeit den Schwerpunkt seiner Reformvorschläge auf die Modernisierung der Verwaltungsstrukturen der Weltorganisation, zugleich vermied er jedoch jegliche Beteiligung an den informellen Verhandlungen zu einer Reform des UN-Sicherheitsrats. Auch wenn es weithin als Konsens gilt, dass das höchste UN-Gremium Macht und Einfluss in der Welt nicht mehr angemessen widerspiegelt, ist bislang keines der fünf ständigen Mitglieder der VR China, Frankreich, Großbritannien, Russland und USA bereit, auf seinen Status zugunsten eines der Aspiranten Brasilien, Deutschland, Indien, Japan oder eines afrikanischen Landes zu verzichten. Die Ende April 2007 vorgelegten Vorschläge der Vermittlergruppe aus Vertretern Tunesiens, Zyperns, Kroatiens, Chiles und der Niederlande wurde zunächst nicht weiterverfolgt, eine Idee daraus lancierten insbesondere Deutschland und Japan mit Unterstützung von Zypern und Großbritannien im März 2008: Statt dauerhaft eine neue Kategorie der »semi-permanenten« Mitgliedschaft im UN-Sicherheitsrat zu schaffen, zielt die neue Initiative auf eine Übergangslösung. Diese wäre u.a. eine vorübergehende Erweiterung des Gremiums um sieben auf 22 Mitglieder. Der Vorschlag ließ offen, ob die sieben neuen Mitglieder dem Rat ständig angehören sollen oder nur befristet, wobei etliche Abwahl- und Wiederwahlmöglichkeiten diskutiert wurden. Eine Einigung war jedoch weiterhin nicht in Sicht. Der in Folge des Weltgipfels der Staats- und Regierungschefs im September 2005 begonnene Prozess der Überprüfung der Mandate des Sekretariats machte erste Fortschritte. Dabei geht es um 5590 Berichtspflichten und andere Aufgaben, die dem Sekretariat im Laufe der vergangenen 60 Jahre von Ausschüssen und Gremien der UN übertragen worden sind. Viele dieser so genannten Mandate sind nach Auffassung insbesondere der westlichen Mitgliedstaaten längst überholt, überflüssig oder überlappen sich gegenseitig, und sind nach Ansicht zahlreicher Hauptbeitragszahler, insbesondere der USA und Japan, mitverantwortlich für die Ineffizienz des Sekretariats (das u.a. noch eine Abteilung für Dekolonisierung unterhält). Am 23.5.2008 schloss die Arbeitsgruppe der UN-Generalversammlung die Prüfung der ersten 279 Mandate auf dem Gebiet der humanitären Hilfe ab und empfahl, 158 Aufträge unverändert beizubehalten, 12 zu konsolidieren sowie 37 komplett zu überholen bzw. abzuschaffen. Die verbleibenden 53 Mandate sind bereits ausgelaufen. Im nächsten Schritt wird sich die Arbeitsgruppe unter dem Vorsitz der neuseeländischen UN-Botschafterin Rosemary Banks und des UN-Botschafters von Namibia, Kaire Mbuende, mit den 52 Mandaten zur Entwicklung Afrikas beschäftigen. Die Abteilung für Friedenssicherung (DPKO) veröffentlichte im Januar 2008 erstmals eine grundlegende Doktrin für UN-Friedenseinsätze. In dem Dokument werden die völkerrechtlichen und politischen Rahmenbedingungen sowie der Umfang der notwendigen Aktivitäten für erfolgreiche Friedenseinsätze erläutert, darunter die Notwendigkeit eines tragfähigen Friedensprozesses als Grundvoraussetzung für den Erfolg. Die Doktrin entstand als Teil eines Reformpakets, das UN-Untergeneralsekretär Jean-Marie Guéhenno formuliert hatte; damit soll die Abteilung den rapid gestiegenen Anforderungen an immer mehr und immer größere Friedenseinsätze gerecht werden. In einer Rede in Washington (USA) am 27.3.2008 warnte Guéhenno, es gebe »nicht genug politischen Willen« auf Seiten der einflussreichen Groß- und Regionalmächte, um die derzeit 20 UN-Friedenseinsätze zum Erfolg zu führen. Der 2007 beschlossene Umbau der Abteilung in zwei Einheiten wurde bis zum ersten Quartal 2008 umgesetzt. Die damit verbundene Aufstockung der stark strapazierten Führungs- und Managementkapazitäten für die weiter rapide wachsenden Friedenseinsätze blieb allerdings weitgehend hinter den Erwartungen zurück, da die neu bewilligten Missionen – insbesondere der langsame Aufbau des Einsatzes in Darfur, die neue Mission in Tschad und die vom UN-Sicherheitsrat geforderte Planung für einen umfangreichen Einsatz in Somalia die dafür erforderlichen zusätzlichen Ressourcen bereits überstiegen. In den Haushaltsverhandlungen für 2008/09 beantragte UN-Generalsekretär Ban daraufhin noch einmal eine deutliche Aufstockung des DPKO-Militärstabes, die im Juni 2008 rd. zur Hälfte bewilligt wurde. Wenige Monate zuvor hatte Ban bereits eine Erweiterung der Abteilung für Politische Angelegenheiten (DPA) gefordert, die damit weniger auf die Zentrale in New York konzentriert und mehr in den Krisengebieten der Welt als Vermittler aktiv werden sollte. Der Vorschlag wurde allerdings nur mit deutlichen Abstrichen bewilligt.
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