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Umwelt: Bedrohung des Amazonas-Regenwalds

 
Im Sommer 2007 hatte die brasilianische Regierung noch berichtet, dass die Abholzung des Amazonas-Regenwaldes in den beiden Jahren zuvor um die Hälfte reduziert werden konnte. Um so schockierter zeigte sie sich im Januar 2008 von neuen Satelliten-Daten, die eine dramatische Beschleunigung des Kahlschlags belegen: Zwischen August und Dezember 2007 waren 7000 km² Regenwald vernichtet worden, viermal so viel wie im Vergleichszeitraum 2004. Der Amazonas-Urwald ist insgesamt bereits um ein Fünftel geschrumpft, allein seit 1970 gingen 700000 km² Wald verloren.Zu den seit längerem bekannten Ursachen gehören der illegale Einschlag und Export von Tropenhölzern, die Ausdehnung von Weideflächen für die boomende Rinderwirtschaft und das Anlegen von Sojafeldern zur Futtermittelproduktion für den Export. Die Regierung unter Präsident Lula da Silva hatte zwar im Jahr 2005 neue Schutzgebiete ausgewiesen und schärfere Kontrollen angekündigt. Die Umsetzung dieser Maßnahmen war in den entlegenen Gebieten jedoch äußerst schwierig und wurde durch Korruption und fehlende Grundstückskataster zusätzlich behindert.Zur neuen Bedrohung für den Regenwald hat sich die weltweit wachsende Nachfrage nach Biokraftstoffen entwickelt. Aus brasilianischem Zuckerrohr lässt sich Ethanol zu relativ geringen Kosten herstellen und gewinnbringend auf den internationalen Märkten verkaufen. Die Regierung unterstützt deshalb die Ausweitung des Zuckerrohranbaus mit dem Ziel, die Ethanol-Produktion bis 2013 auf 35 Mrd. Liter zu verdoppeln. Zuckerrohr wächst zwar nicht auf den Regenwaldböden, führt jedoch zunehmend zu einer Verlagerung der Sojaproduktion in die Regenwaldgebiete.Als weitere Bedrohung und fatale Rückkopplung könnten sich die lokalen Folgen des globalen Klimawandels erweisen. Klimasimulationen zufolge ist aufgrund des wärmer werdenden Atlantiks zukünftig häufiger mit Wetterlagen wie der im Jahr 2005 zu rechnen, als das sonst so regenreiche Amazonasbecken von einer lang anhaltenden Dürreperiode heimgesucht wurde. Dies führte zu schweren, über Monate anhaltenden Waldbränden auf Tausenden von Quadratkilometern Wald. Die Austrocknungsgefahr wird durch Land- und Forstwirtschaft verschärft, die die ehemals geschlossene Waldfläche zunehmend durchlöchern und dadurch neue Angriffsflächen für Sonne und Wind erzeugen. Da der Regenwald ein Viertel bis zur Hälfte seiner Niederschläge durch Ausdünstung selbst erzeugt, könnte der gesamte Wasserkreislauf dadurch aus den Fugen geraten. Neuere Messungen deuten bereits auf eine Verkürzung der Regenzeit hin.Wenn die Waldverluste fortschreiten, werden bis 2030 weitere 15–26 Mrd. t CO2; freigesetzt, in etwa so viel wie heute weltweit pro Jahr durch Verbrennung fossiler Rohstoffe entstehen. Am 24.2.2008 hat die brasilianische Regierung neue Maßnahmen zum Schutz des Regenwalds beschlossen. Genehmigungen für Abholzungen werden so lange ausgesetzt, bis alle damit befassten Unternehmen neu registriert sind. Staatskredite an Viehzüchter und Sojabauern sind künftig an Umweltauflagen gekoppelt. Illegaler Holzeinschlag soll mit einem Embargo des Unternehmens geahndet werden.
 
 

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