Ashdown verfolgte weiter zielstrebig die Stärkung des Gesamtstaates im Verhältnis zu den beiden Gebietseinheiten, stieß hierbei jedoch auf Widerstände aus den Reihen der bosnisch-serbischen Nationalisten der RS. Der Bildung eines gemeinsamen Oberkommandos der Armee 2004 folgte die Zusammenführung der Verteidigungsministerien der Bosnisch-Kroatischen Föderation (BKF) und der RS, die 2006 abgeschlossen sein soll. Gegen die Integration ihres Militärs in die gesamtstaatliche Struktur demonstrierten am 16.4.2005 Hunderte bosnisch-serbische Rekruten, indem sie den Eid auf den Staat Bosnien und Herzegowina verweigerten. Anfang Juni 2005 wurde deswegen auf Anordnung der EU- und NATO-Truppenoberbefehlshaber der Armeechef der bosnischen Serben, General Novak Djukić, entlassen.
Unter dem Druck, kein Sicherheitsvakuum nach Auslaufen der Europäischen Polizeimission (EUPM) Ende 2005 entstehen zu lassen, einigten sich Ende April 2005 die Führer der wichtigsten politischen Parteien beider Teilrepubliken und Vertreter des Gesamtstaats auf eine Polizeireform, die in wesentlichen Punkten den Vorgaben des HR entsprach. Sie sah vor, eine einheitliche Polizeiorganisation zu schaffen, deren Zuständigkeit und Finanzierung auf den Gesamtstaat übergehen sollte; bei der regionalen Organisation sollten die Kriterien der polizeilichen Effizienz ausschlaggebend sein. In diesem Punkt – dass die Polizeiorganisation die im Krieg geschaffenen Entitätsgrenzen durchbrechen würde – zogen jedoch die Politiker der dominierenden Partei SDS in der letzten Verhandlungsrunde Mitte Mai 2005 ihre Zustimmung zurück. Das Parlament der RS besiegelte am 31.5.2005 mit 62 gegen 14 Stimmen das vorläufige Scheitern des Reformplans. Zuvor hatten Vertreter der EU das Vorhaben als entscheidende Voraussetzung für die Aufnahme von Verhandlungen über ein Stabilisierungs- und Assoziierungsabkommen bezeichnet. Ende Januar 2005 beschloss das Parlament in Sarajevo die Einführung einer für den Gesamtstaat einheitlichen Mehrwertsteuer von 17% ab dem 1.1.2006. Ihre Ablehnung im ersten parlamentarischen Durchlauf am 5.11.2004 hatte Ministerpräsident Adnan Terzić (Demokratische Aktionspartei, SDA) zum Rücktritt veranlasst, den er später wieder zurücknahm.
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