Aktuell
Staaten
Buch
CD-ROM
Wissensquiz
Bücher Tauschbörse


Links


FAQ





Archivrubriken Staaten - Umwelt - Internationale Organisationen - Deutschland, Österreich, Schweiz - Wirtschaft



Mosambik: Chronik Hochwasserkatastrophe

FWA 2001 Spalte 555f

Nach wochenlangen schweren Regenfällen im Südosten Afrikas sind Ende Februar weite Landesteile Mosambiks überschwemmt, der Wirbelsturm »Eline« verschärft die Überschwemmungen zu einer Hochwasserkatastrophe. Neun große Flüsse treten über ihre Ufer, die Flutwellen vernichten Dörfer, Felder, Straßen und Brücken. In der südlichen Provinz Gaza schwillt der Limpopo-Fluss von einer Breite von maximal 200 Metern auf über 40 Kilometer an. Zehntausende von Überlebenden retten sich auf Hügel, Hausdächer und Bäume, wo sie teilweise tagelang ohne Nahrung und Trinkwasser ausharren und nur durch Hubschrauber-Einsätze gerettet werden können. Bereits am 10.2. bittet Chissano um internationale Hilfe, da Mosambik nur einen einzigen Hubschrauber besitzt. Zunächst reagiert nur Südafrika mit dem Einsatz von fünf Hubschraubern und zwei Transportflugzeugen.

Am 23.2. wiederholt Chissano seinen Appell, worauf die internationale Hilfe langsam anläuft. Anfang März sind mehrere europäische Länder und die USA an Rettungsaktionen mit Hubschraubern und Flugzeugen beteiligt. Angesichts von Zehntausenden von den Wassermassen Eingeschlossenen wird die Hilfe als zu wenig kritisiert.

Chissano bedankt sich am 8.3. bei der internationalen Gemeinschaft für ihre Hilfe, auch wenn sie »etwas spät« gekommen sei. Von den internationalen Helfern wird die Ineffizienz und Bürokratie der Regierung kritisiert, die Hilfseinsätze erschwert habe. Im März lösen erneute starke Regenfälle eine weitere Fluchtbewegung aus.

Die offizielle Zahl der Todesopfer der Überschwemmungskatastrophe wird am 23.3.2000 mit 650 angegeben. Die Weltbank beziffert die Schäden in einem vorläufigen Bericht vom 28.3. auf 1 Mrd. US-$. Nach Schätzungen von Hilfsorganisationen sind etwa 800000 Menschen durch das Hochwasser direkt betroffen, bis zu 2 Mio. Menschen verlieren ihre Lebensgrundlage, sind auf der Flucht oder werden obdachlos. Mit Impfkampagnen des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen (UNICEF) soll die Seuchengefahr eingedämmt werden. Besonders durch Cholera, Masern und Meningitis besteht ein Gesundheitsrisiko in Flüchtlingslagern. Durch die Wassermassen werden Landminen aus der Zeit des Bürgerkriegs ausgeschwemmt. Die Minenfelder, deren Lage zuvor bekannt war, werden nun zu einem unkontrollierbaren Risiko und die Minenräumung um Jahre zurückgeworfen. Durch die Flutkatastrophe wird Mosambik, das zu den ärmsten Ländern der Welt zählt und seit Ende des Bürgerkriegs 1992 einen bescheidenen Aufschwung erzielte, wirtschaftlich weit zurückgeworfen. Chissano beziffert die Kosten für den Wiederaufbau in den zerstörten Gebieten auf mehrere Hundert Millionen Dollar und fordert die Gläubigerländer auf, die 8,3 Mrd. Dollar Auslandsschulden Mosambiks zu streichen. Am 16.3. beschließt der Pariser Club die Stundung der Schulden, was von der Regierung mit Enttäuschung registriert wird. Eine Reihe westlicher Geberländer kündigt die Aufhebung der Schulden Mosambiks an.

Am 29.3. kommt Bundesaußenminister Joschka Fischer im Rahmen seiner Afrika-Reise nach Mosambik und stattet dem Bundeswehr-Kontingent von 110 Mann, dessen Einsatz in der Hafenstadt Beira am selben Tag endet, einen Besuch ab. Es ist der erste gemeinsame Einsatz von Bundeswehr und Bundesgrenzschutz bei einer humanitären Katastrophe.

Zurück


 

Aktuelle Informationen zu diesem und allen übrigen Themen des ARCHIVS finden Sie im Fischer Weltalmanach 2002 und im Digitalen Fischer Weltalmanach 2002.