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Indonesien: Chronik Autonomiebestrebungen

FWA 2001 Spalte 365f

Die Abspaltung von Osttimor führt auch in anderen Provinzen des Landes zum Aufleben der Autonomiebestrebungen. Dies gilt in erster Linie für die rohstoffreichen Provinzen Aceh im äußersten Nordwesten Indonesiens und für Irian Jaya im äußersten Osten, deren Ressourcen vom Zentralstaat rücksichtslos ausgebeutet und deren Bevölkerung von der Armee zugleich über Jahre hinweg brutal unterdrückt wurde. In der ölreichen Provinz Aceh lebt die seit dreißig Jahren bestehende Rebellion der Gerakan Aceh Merdeka (GAM, Bewegung Freies Aceh) im Juli 1999 nach einem Massaker an friedlichen Demonstranten für ein unabhängiges Aceh neu auf. Eine Massendemonstration von ca. 500000 Menschen fordert am 8.11. eine Volksabstimmung über die staatliche Unabhängigkeit nach dem Vorbild Osttimors. Zuvor hatte bereits das Provinzparlament in einer Petition entsprechende Forderungen erhoben. Nach dem Bericht einer unabhängigen Untersuchungskommission sind seit Beginn der 70er Jahre 5000 Menschen von den indonesischen Sicherheitskräften ermordet worden. Präsident Wahid verspricht daraufhin Autonomierechte für die Provinz und ein Teilverfügungsrecht der lokalen Bevölkerung über die Gewinne aus den Erdölexporten. Anfang Dezember rufen die Rebellenführer zum offenen militärischen Widerstand auf, und in den folgenden Wochen werden knapp 100 Soldaten und Polizisten getötet. Die aus Java zugewanderte Bevölkerung beginnt aus Aceh zu fliehen. Trotz andauernder militärischer Auseinandersetzungen und weiterer Opfer auf beiden Seiten zeichnet sich im März 2000 eine Wende ab. Präsident Wahid, der ein Referendum prinzipiell in Aussicht stellt, gelingt es die Rebellenführer an den Verhandlungstisch zu bringen. Nach Vorgesprächen am 16.3. in Banda Aceh beginnen am 12.5. Verhandlungen in Genf unter Vermittlung des Centre Henry Dunant. Bis dahin hat der Konflikt innerhalb weniger Monate bereits 350 Todesopfer gefordert. Am 13.5. einigt man sich auf einen Waffenstillstand, der am 2.6. in Kraft tritt und humanitäre Operationen in allen Landesteilen erlauben soll. Eine langfristige politische Lösung des Konflikts ist dabei noch nicht erkennbar. Von großer Bedeutung für die sich anbahnende Versöhnung ist jedoch ein am 19.4. in Banda Aceh beginnender Prozess gegen 24 Soldaten, darunter vier Offiziere, denen Massaker an der Zivilbevölkerung vorgeworfen werden. Er endet am 17.5. mit der Verurteilung der Angeklagten zu langjährigen Haftstrafen.

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Aktuelle Informationen zu diesem und allen übrigen Themen des ARCHIVS finden Sie im Fischer Weltalmanach 2002 und im Digitalen Fischer Weltalmanach 2002.