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Chronik: Dem. Rep. Kongo

FWA 2000, Sp. 54

Nach einer Rebellion Tutsi-dominierter Einheiten der Armee in der �stlichen Provinz S�d-Kivu im August 1998, die von Uganda und Ruanda unterst�tzt werden, befindet sich das Land im B�rgerkrieg. Die Rebellen fordern die Einl�sung der versprochenen demokratischen Reformen, Ruanda die Entwaffnung der auf seiten der Regierung k�mpfenden Hutu-Milizen, die f�r den V�lkermord in Ruanda 1994 verantwortlich sind. Pr�sident Laurent-D�sir� Kabila erh�lt Unterst�tzung von den sogenannten Mai-Mai-Stammesmilizen sowie von Einheiten aus Angola, Simbabwe, Namibia, Sudan und dem Tschad. Der Krieg wird durch den Verkauf von Rohstoffen finanziert; Waffen kommen �ber Uganda und Tansania und aus Simbabwe ins Land.

Rebellenallianz

Die Rebellen organisieren sich als Kongolesische Versammlung f�r die Demokratie (RCD) unter der F�hrung des Hochschullehrers Ernest Wamba dia Wamba, des Oppositionspolitikers Arthur Zahidi Ngoma und des ehemaligen Au�enministers Bizima Karaha, eines Banyamulenge-Tutsi; milit�rischer Kommandeur der Rebellen ist Jean-Pierre Ondukane; im Kommandostab sind neben dem Kongo auch Ruanda und Uganda vertreten. Ziel der Rebellen ist der Sturz des Pr�sidenten Kabila, der mit ihrer Hilfe an die Macht gekommen war, das Versprechen der Demokratisierung aber nicht eingehalten hat. Mit dem RCD assoziiert ist die Kongolesische Befreiungsbewegung (MLC) unter F�hrung von Jean-Pierre Bemba, der in der Bev�lkerung �ber R�ckhalt verf�gt.

Innerhalb des RCD kommt es zur Spaltung: Wamba wird am 17.5. 1999 abgesetzt. Sein Nachfolger ist Emile Ilunga, der mit Ondukane und Moise Nyarugabo den milit�rischen Fl�gel der RCD mit Goma als Hauptquartier anf�hrt und von Ruanda unterst�tzt wird. Wamba verlegt die zivile F�hrung der RCD nach Kisangani. Er wird von den Milizen Bembas und ugandischen Truppen unterst�tzt.

Neue Regierung

Pr�sident Kabila l�st am 20.2. 1999 die Regierung auf, da sie �dem Kriegszustand angepa�t werden� m�sse. Im neuen Kabinett, das am 15.3. vorgestellt wird, bleibt Kabila Regierungschef und Verteidigungsminister. Der Vater des Rebellenf�hrers Bemba, Bemba Saolana, �bernimmt das Ressort Wirtschaft und Industrie; neuer Au�enminister wird Abdoulaye Yerodia Ndombasi.

Kriegsverlauf

Die Regierungsarmee verf�gt �ber Kampfflugzeuge, deren Einsatz �ber dem Dschungelgebiet Ostkongos als ineffektiv gilt. Den Rebellen erlauben Iridium-Satellitentelefone eine flexible Kriegsf�hrung. Nach dem Scheitern ihres Vormarsches auf Kinshasa im August 1998 beginnen die Rebellen eine neue Offensive. Am 12.10. 1998 gelingt ihnen die Einnahme der strategisch wichtigen Stadt Kindu.

Am 21.10. k�ndigt Simbabwes Pr�sident Robert Mugabe an, da� angolanische, namibische und simbabwische Truppen auch im Osten der DR Kongo eingesetzt werden.

Am 12.1. 1999 bombardiert die Regierungsarmee Kisangani. In einer gleichzeitig gestarteten Offensive k�nnen drei St�dte im Nordosten zur�ckerobert werden.

Die Rebellen beginnen am 16.2. eine Offensive an mehreren Fronten. Siegesmeldungen beider Seiten bleiben unbest�tigt. Anfang Mai bombardiert die Armee Goma.

Am 16.7. erobern Truppen der MLC die Stadt Gemena, womit sie eine wichtige Nachschublinie der Regierungstruppen �ber Bangui in der Zentralafrikanischen Republik kontrollieren, und am 31.7. den Grenzort Zongo.

Waffenstillstandsverhandlungen

Mehrere Vermittlungsversuche der Vereinten Nationen (UN), S�dafrikas und anderer afrikanischer Staaten scheitern zun�chst daran, da� Pr�sident Kabila nicht bereit ist, Vertreter der Rebellen an den Verhandlungen zu beteiligen. Der Kongo-Krieg spaltet die Entwicklungsgemeinschaft des s�dlichen Afrika (SADC): Vor allem S�dafrika und Sambia engagieren sich f�r eine Verhandlungsl�sung, w�hrend Simbabwe, Angola und Namibia milit�risch beteiligt sind. Bitten des s�dafrikanischen Pr�sidenten Nelson Mandela an Kabila, Gespr�che mit den Rebellen aufzunehmen, bleiben erfolglos, ebenso Appelle der Pr�sidenten Tansanias und Kenias. Nach einer Waffenstillstandsvereinbarung in Windhoek (Namibia) am 18.1. 1999, die nicht alle Kriegsparteien einbezieht, k�ndigt Namibia den R�ckzug seiner Truppen an. Verschiedene Konferenzen, auf denen sich afrikanische Staatsm�nner und Diplomaten mit kongolesischen Vertretern beraten, bleiben erfolglos, da Kabila nach wie vor keine direkten Gespr�che mit den Rebellen f�hren will.

Der libysche Staatschef Muammar al-Gaddafi vermittelt seit Mai in dem Konflikt und kann eine Vereinbarung zwischen Kabila und dem ugandischen Pr�sidenten Yoweri Museveni erzielen. Eine am 29.5. von Ruanda verk�ndete Waffenruhe wird nicht eingehalten. Beratungen, die am 3.7. in Lusaka (Sambia) unter Beteiligung der Mitgliedstaaten der SADC sowie Ruandas, Ugandas und Libyens beginnen, f�hren am 10.7. zur Unterzeichnung eines Friedensabkommens seitens der meisten Kriegsparteien. Der Vertrag sieht u.a. vor: eine gemeinsame Armee der Rebellen und der Regierung; die derzeit von den Rebellen gehaltenen Gebiete bleiben zun�chst unter deren Verwaltung; Abzug der ausl�ndischen Truppen innerhalb der kommenden sechs Monate. Die vom ruandischen Vizepr�sidenten Paul Kagame geforderte Entwaffnung der Hutu-Milizen, die vor f�nf Jahren einen V�lkermord an 800000 Tutsi begingen und inzwischen mit Duldung Pr�sident Kabilas wieder gegen die Tutsi vorgehen, wird Aufgabe einer milit�rischen Kommission aus den bisherigen kriegf�hrenden Staaten und der Rebellen sein. Kagame, der zun�chst einen Sicherheitskorridor in Ostkongo gefordert hat, akzeptiert schlie�lich den Vorschlag, im Grenzgebiet internationale Friedenstruppen einzusetzen, die die Entwaffnung der Buschk�mpfer und der Hutu-Milizen kontrollieren sollen.

Die Rebellen k�nnen sich nicht auf einen Vertreter zur Unterzeichnung einigen und k�ndigen an, die K�mpfe fortzusetzen. Obwohl Bemba den Vertrag am 1.8. unterschreibt, kommt es weiterhin zu Gefechten. Alle Kriegsparteien werfen sich gegenseitig den Bruch des Waffenstillstands vor. Bei einem Bombenangriff der Regierung kommen am 4.8. nach Angaben der Rebellen �ber 500 Zivilisten ums Leben. Nach heftigen K�mpfen ruandischer und ugandischer Truppen in der kongolesischen Stadt Kisangani vereinbaren der ugandische Pr�sident Museveni und der ruandische Vizepr�sident Kagame eine Waffenruhe.

Lage der Zivilbev�lkerung

Mindestens 500000 Menschen haben innerhalb der DR Kongo ihre Heimatorte verlassen. Etwa 200 000 Fl�chtlinge sind nach Tansania, Burundi, Sambia, Gabun und in die Zentralafrikanische Republik geflohen. 30 Mio. Kongolesen leben unterhalb der Armutsgrenze, nur 3 % haben Zugang zu medizinischer Versorgung. T�glich sterben etwa 300 Menschen an den direkten oder indirekten Kriegsfolgen. Das UN-Fl�chtlingshilfswerk UNHCR appelliert an die Kriegsparteien, eine politische L�sung zu finden, da die Versorgung der Bev�lkerung nicht mehr garantiert werden kann.

Nach Angaben der Nachrichtenagentur der Missionare (MISNA) in Rom wird um den Jahreswechsel in der Provinz S�dkivu bei Uvira ein Massaker an 500 Bewohnern eines Dorfes ver�bt, f�r das die Rebellen verantwortlich gemacht werden. Eine Hetzkampagne der Regierung gegen die Tutsi in der DR Kongo mit der Aufforderung, das Land zu verlassen, f�hrt zu einer Mordwelle an Angeh�rigen dieser ethnischen Gruppe.

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Aktuelle Informationen zu diesem und allen �brigen Themen des ARCHIVS finden Sie im Fischer Weltalmanach 2001 und im Digitalen Fischer Weltalmanach 2001.