FWA 2000, Sp. 1292ff.
Anfang 1999 lebten 5,97 Mrd. Menschen auf der Erde. Die Weltbevölkerung wächst mit 78 Mio. (1,3%) pro Jahr etwas langsamer als noch in den 70er und 80er Jahren - sie wird dennoch vor der Jahrtausendwende die 6-Milliarden-Grenze überschreiten.
Die jüngste, nach unten korrigierte Prognose der Vereinten Nationen sagt eine Bevölkerungszunahme bis 2050 auf 8,9 Mrd. Menschen voraus. (1994 lag die Prognose für 2050 noch bei 9,9 Mrd. Menschen.)
Die mittlere Fruchtbarkeitsrate (Zahl der Kinder pro Frau) nimmt in allen Regionen der Welt ab und liegt nun bei 2,7 (1950: 5). Der Rückgang fällt jedoch regional sehr unterschiedlich aus: In Asien und Lateinamerika halbierte sich die Rate in den letzten 25 Jahren (von 5,1 auf 2,6 bzw. von 5,0 auf 2,7), während sie in Afrika wesentlich schwächer zurückging (von 6,6 auf 5,1).
Ein Drittel des Weltbevölkerungswachstums beruht auf ungewollten Schwangerschaften. Untersuchungen haben gezeigt, daß heute über 300 Millionen Paaren im fortpflanzungsfähigen Alter noch immer der Zugang zu Familienplanungsdiensten fehlt.
Die deutlich niedrigeren Prognosen für das Bevölkerungswachstum bis 2050 sind zu zwei Dritteln durch die erstmals seit 40 Jahren wieder ansteigenden Sterblichkeitsziffern verursacht. Der Hauptgrund dafür ist die Ausbreitung des AIDS-Virus, vor allem in Afrika. In den 29 am stärksten betroffenen afrikanischen Staaten ist die Lebenserwartung bei Geburt seit dem Auftreten des AIDS -Virus um 7 Jahre zurückgegangen. In Botsuana ist jeder vierte Erwachsene mit dem Virus infiziert; die Lebenserwartung wird dadurch bis 2005 von heute 61 auf 41 Jahre fallen. Durch die Verbreitung von AIDS wird die Bevölkerung Botsuanas bis 2025 um 23% schrumpfen. Zwischen 1995 und 2050 wird sie sich aufgrund der hohen Geburtenraten dennoch verdoppeln.
Der Anteil älterer Menschen an der Weltbevölkerung wird in den nächsten Jahrzehnten erheblich zunehmen. 1998 waren weltweit etwa 66 Mio. Menschen (1%) älter als 80 Jahre. Diese Zahl wird sich voraussichtlich bis 2050 auf 370 Mio. versechsfachen. Die Zahl der über Hundertjährigen wird sich von 135000 auf 2,2 Mio. erhöhen. Das durchschnittliche Alter der Weltbevölkerung wird von 23,5 (1950) auf 37,8 Jahre 2050 steigen, Europa wird mit einem Durchschnittsalter von 47,4 Jahren »der älteste Kontinent« sein.
Politische Massnahmen
1999 stand im Zeichen der Überprüfung des Aktionsplans von Kairo, der fünf Jahre zuvor auf der Weltkonferenz über Bevölkerung und Entwicklung (ICPD) 1994 in Kairo verabschiedet wurde.
Ein Kernelement des Aktionsplans war ein zuvor unerreichter Kompromiß auf dem Gebiet der »reproduktiven Gesundheit« (rund um Schwangerschaft und Geburt). Dieser sah im wesentlichen vor, Frauen und Männern die Entscheidung über Zeitpunkt und Zahl ihrer Kinder selbst zu überlassen, sie darin aber durch staatliche Programme - etwa beim Zugang zu Verhütungsmitteln - zu unterstützen. Zugleich sollte die Stellung der Frau verbessert werden, weil die Zahl der Kinder mit steigender Bildung und höherem Einkommen sinkt.
Bei der Vorbereitung der UN-Sondergeneralversammlung zum Thema Bevölkerung im Juni 1999 stand dieser Konsens jedoch in Frage: Eine Staatengruppe um den Vatikan und einige lateinamerikanische Länder blockieren die Empfehlungen zum Thema »reproduktive Gesundheit«. Ebenfalls strittig ist die Frage der Finanzierung von Maßnahmen zur Bevölkerungskontrolle. In Kairo war der Finanzbedarf auf 17 Mrd. US- $ pro Jahr geschätzt worden; zwei Drittel dieses Geldes wollten die Entwicklungsländer selbst aufbringen, den Rest sollten sie von den Industriestaaten erhalten. Bisher haben aber nur Norwegen und Dänemark ihren Anteil an den Kosten aufgebracht.
Insgesamt gesehen bleiben die Geberstaaten weit hinter ihren finanziellen Zusagen von 1994 zurück. Die bisher bereitgestellten 1,4 Mrd. US- $ pro Jahr entsprechen lediglich einem Viertel der in Kairo avisierten 5,7 Mrd. US- $ .
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