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Chronik: Bangladesch

FWA 2000, Sp. 54

Am 8.11. 1998, 23 Jahre nach der Ermordung des früheren Staatspräsidenten Mujibur Rahman und Angehörigen seiner Familie, verurteilt ein Gericht in Dhaka 15 von 19 dieser Tat Angeklagten zum Tode. Nur drei der Beschuldigten befinden sich im Gewahrsam der Behörden, die übrigen haben sich dem Verfahren durch Flucht ins Ausland entzogen. Premierministerin Sheikh Hasina Wajed, die Tochter des Ermordeten und Vorsitzende der Awami-Liga, deren Führungsschicht 1975 ebenfalls ermordet worden war, hatte vorher eine Reihe von Immunitätsgesetzen aufgehoben, um die Angeklagten vor Gericht stellen zu können. Rahman, der Ostpakistan 1971 in die Unabhängigkeit geführt hatte, war am 15.8. 1975 während eines Putsches getötet worden, der 1977 zur Militärdiktatur von General Zia ul-Haq führte. Dessen Witwe Khaleda Zia steht heute an der Spitze der oppositionellen Nationalpartei (BNP). Im Oktober 1998 waren weitere sieben Personen verhaftet und wegen Mordes im Zusammenhang mit dem Putsch von 1975 angeklagt, darunter drei Abgeordnete der Opposition. Auf die Urteile vom 8.11., die von Mitgliedern der Awami-Liga öffentlich gefeiert werden, reagiert die Sieben-Parteien-Allianz der Opposition mit einem 4tägigen Generalstreik. In Dhaka und Chittagong fordern Straßenschlachten zwischen Polizei und Opposition zahlreiche Verletzte.

Die Opposition verfolgt auch weiterhin ihre Strategie, durch Streiks und Großdemonstrationen die Regierung zum Rücktritt zu zwingen. Ende Januar bis Ende Februar 1999 kommt es bei drei aufeinanderfolgenden Generalstreiks zu Unruhen in mehreren Städten, bei denen mindestens fünfzehn Menschen getötet und Hunderte verletzt werden.

Im südwestbengalischen Jessore explodieren bei einer kulturellen Veranstaltung der Kommunistischen Partei am 7.3. 1999 zwei Zeitbomben. Acht Menschen kommen ums Leben, über 200 werden verletzt. Während die Veranstalter islamische Fundamentalisten verantwortlich machen, die in Bangladesch seit langem an Einfluß gewinnen, spricht Premierministerin Hasina von einem Anschlag politischer Extremisten. Im Verlauf einer »Sicherheitsoffensive« nimmt die Polizei Anfang Mai 1999 nach eigenen Angaben rund 300 Verdächtige fest. Die Opposition beklagt zahlreiche politisch motivierte Verhaftungen. Im März war Innenminister Rafik ul-Islam nach heftiger öffentlicher Krirtik an der Sicherheitspolitik zurückgetreten.

In der Regierungszeit der Awami-Liga hat sich das Verhältnis zu Indien stetig verbessert. Premierministerin Hasina erneuert Ende Januar 1999 die Zusicherung, den im indischen Nordosten operierenden Autonomiebewegungen jeden Rückhalt in Bangladesch zu nehmen. Anläßlich eines Staatsbesuchs des indischen Ministerpräsidenten Atal Behari Vajpayee in Dhaka wird am 23.6. 1999 ein Abkommen über den Ausbau von Handel und Verkehr zwischen den beiden Staaten geschlossen, das unter anderem einen Handelskredit von über 40 Mio. US- $ für Bangladesch vorsieht.

Bei einer durch starke Monsun-Regenfälle verursachten Flutkatastrophe im August und September 1998 kommen fast 1500 Menschen ums Leben.

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Aktuelle Informationen zu diesem und allen übrigen Themen des ARCHIVS finden Sie im Fischer Weltalmanach 2001 und im Digitalen Fischer Weltalmanach 2001.