Unmittelbar nach der Absetzung des indonesischen Präsidenten Abdurrahman Wahid durch die Beratende Volksversammlung wurde Vizepräsidentin Megawati Sukarnoputri (Foto) am 23. Juli als neues Staatsoberhaupt vereidigt.
In einer Abstimmung des höchsten Gesetzgebungsorgans stimmten alle 519 anwesenden Abgeordneten dafür, dem Amtsinhaber das Regierungsmandat zu entziehen. Anschließend wurde die bisherige Vizepräsidentin Megawati Sukarnoputri zur neuen Präsidentin gewählt. Zuvor hatte Wahid in letzter Minute seine drohende Absetzung durch die Ausrufung des Notstandes und die Auflösung beider Parlamentskammern zu verhindern versucht. Die Volksversammlung und das Militär hatten sich jedoch Wahids Dekret widersetzt. Kurze Zeit später hatte auch das Oberste Gericht die Entscheidung als verfassungswidrig bezeichnet.
Der 60-jährige Wahid, dem Inkompetenz und Verwicklung in Finanzskandale vorgeworfen wurden, kündigte unterdessen an, seinen Posten nicht räumen zu wollen. Die Lage in der Hauptstadt Jakarta blieb nach diesem Höhepunkt der innenpolitischen Krise des Vielvölkerstaates zunächst weitgehend ruhig. In der Nähe des Parlaments versammelten sich lediglich 300 Anhänger Wahids, der als Führer der Muslim-Bewegung Nahdlatul Ulama auf eine mehr als 30 Millionen starke Anhängerschaft zählen kann.

Megawati Sukarnoputri (Indonesien), *Jogjakarta 23. 1. 1947; seit 2001 Staatspräsidentin

Tochter des Staatsgründers Sukarno. Nach dem Studium der Landwirtschaft und Psychologie widmete sie sich zunächst der Familie. 1985 trat sie der Demokratischen Partei (PDI), einer der zwei neben der Regierungspartei Golkar zugelassenen Oppositionsparteien, bei, wurde Abgeordnete im Parlament und 1993 Parteivorsitzende. 1996 verlor sie auf Betreiben von Präsident Suharto ihr Amt als Parteichefin. Anschließend avancierte sie zur Symbolfigur des Widerstandes gegen die politische Unterdrückung durch das autoritäre Regime. Während der Unruhen 1998, die zum Sturz Suhartos führten, agierte sie im Hintergrund. Aus den ersten freien Wahlen seit 44 Jahren vom 7.–11. 6. 1999 ging sie mit ihrer Demokratischen Partei des Kampfes (PDI-P) als Siegerin hervor. Bei der Präsidentenwahl unterlag sie im Parlament dem Moslemführer AbdurrahmanWahid, wurde aber am 21. 10. von der Beratenden Volksversammlung zur Vizepräsidentin gewählt.

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