Die Staats- und Regierungschefs der sieben führenden Industriestaaten (G 7) und Russlands (G 8) hielten vom 20. bis 22. Juli 20001 in Genua (Italien) ihr 27. Treffen ab, das von schweren Krawallen überschattet wurde.
In dem Abschlusscommuniqué des G-8-Gipfels, das im Vergleich zu den Erklärungen früherer Jahre deutlich an Umfang verloren hat, heißt es, die G 8 hätten sich darauf geeinigt, ihre Märkte für alle Produkte der ärmsten Länder zu öffnen, den Schuldenabbau dieser Staaten zu fördern und die Entwicklungsländer besser in die Weltwirtschaft einzubeziehen. Für einen globalen Fonds zur Bekämpfung von HIV/Aids, Malaria und anderen Krankheiten wollten die Industriestaaten noch vor Jahresende einen mit 1,3 Mrd. US-$ ausgestatteten Fonds arbeitsfähig zu machen.
Wörtlich heißt es in dem Communiqué u.a.: »Wir sind fest entschlossen, die Globalisierung so zu gestalten, dass sie allen unseren Bürgern zugute kommt, und insbesondere den Armen der Welt. Die Einbeziehung der ärmsten Länder in die Weltwirtschaft ist der beste Weg, ihren fundamentalen Bestrebungen Rechnung zu tragen. Die Lage in vielen Entwicklungsländern – insbesondere in Afrika – erfordert entschiedenes globales Handeln. Die wirksamste Armutsbekämpfungsstrategie besteht darin, eine starke, dynamische, offene und wachsende Weltwirtschaft zu erhalten.«
Die Gipfelteilnehmer stimmten entschieden darin überein, dass die Verringerung der Treibhausgase erforderlich sei. Zwar herrsche derzeit Uneinigkeit über das Kyoto-Protokoll und seine Ratifizierung, doch bekennten sich die G 8 dazu, gemeinsam intensiv auf die Verwirklichung des Ziels hinzuarbeiten.
Abschließend werden die Bedeutung der Informations- und Kommunikationstechnologie für die Beschleunigung des Wachstums in den Entwicklungsländern hervorgehoben und weitere Fortschritte auf dem Gebiet der Zusammenarbeit der Justizbehörden und bei der Rechtsdurchsetzung sowie bei der Bekämpfung der Korruption, der Internetkriminalität, der Online-Kinderpornografie und des Menschenhandels an geregt.
Bei den außenpolitischen Beratungen stand die zugespitzte Lage im Nahen Osten im Mittelpunkt. Auch Bush forderte in Übereinstimmung mit seinen Gipfelpartnern internationale Beobachter im Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern und eine umgehende Umsetzung des sog. Mitchell-Plans. Der Plan soll das Vertrauen zwischen den Konfliktparteien wieder herstellen. In Mazedonien riefen sie die Konfliktparteien zu einer politischen Lösung auf und stellten auch eine Geberkonferenz in Aussicht.
Unmittelbar vor dem Gipfel hatte US-Präsident George W. Bush noch auf seiner Ablehnung des Kyoto-Protokolls von 1997 zum Abbau der Treibhausgas-Emissionen beharrt und seine Pläne für ein Raketenabwehrsystem bekräftigt. Nach Abschluss des Gipfels vereinbarten Bush und der russische Präsident Wladimir Putin bei einem Treffen, die Gespräche über die umstrittenen US-Raketenabwehrpläne und über die Abrüstung von Atomwaffen künftig zu verknüpfen. Putin: »Angriffs- und Verteidigungswaffen werden in einem Zusammenhang diskutiert.«
Das G-8-Treffen wurde von schweren Zusammenstößen zwischen Polizei und militanten Globalisierungsgegnern überschattet. Während etwa 150.000 Globalisierungskritiker friedlich demonstrierten, wurden rund 500 Menschen verletzt. Ein Demonstrant wurde von Sicherheitskräften erschossen. Die Polizei nahm mehr als 200 mutmaßliche Gewalttäter fest. Es sollen Sachschäden in dreistelliger Millionenhöhe angerichtet worden sein.
Kanada will daher den nächsten Gipfel vom 26. bis 28. Juni 2002 in dem kleinen, nur schwer zugänglichen Ort Kananaskis in der Provinz Alberta in den Rocky Mountains ausrichten. Es würden nur noch 30 bis 35 Personen pro Delegation zugelassen.