Der Präsident der Demokratischen Republik Kongo, Joseph Kabila (Foto), hat am 4. April das gesamte Kabinett entlassen.
Im Fernsehen ließ er erklären, diese Maßnahme sei eine Reaktion auf die soziale und wirtschaftliche Lage des vom Bürgerkrieg geschwächten Landes. Bis zur Bildung eines neuen Kabinetts würde die von seinem im Januar ermordeten Laurent-Désiré Kabila gebildete Regierung der nationalen Sicherheit, die sich gegen einen nationalen Dialog mit den Rebellen ausgesprochen hatte, die Amtsgeschäfte nur mehr übergangsweise ausüben. Überraschend wurden auch der ehemalige Außenminister und amtierende Erziehungsminister Abdoulaye Yerodia sowie Innenminister Gaetan Kakudji, ein Cousin des ermordeten Staatschefs, die als die mächtigsten und gefürchtetsten Männer im Kongo gelten, ihres Postens enthoben. Ihnen wird vorgeworfen, für die Verfolgung, Misshandlung und Ermordung von politischen Gegnern verantwortlich zu sein.
Nach Ansicht von Beobachtern ist die jetzt erfolgte Entlassung der Regierung ein weiterer Hinweis darauf, dass Joseph Kabila sich nur durch die Unterstützung seitens Angolas und Simbabwes an der Macht halten kann. Das angolanische Militär hat die Hauptstadt Kinshasa unter Kontrolle, die Truppen aus Simbabwe sind im Westen und Süden des Landes präsent. Seit Beginn des vor fast drei Jahren ausgebrochenen Bürgerkriegs im Kongo kämpfen Angola und Simbabwe auf seiten der Regierung, während Uganda und Ruanda die Rebellen unterstützen.
Am 6. April wollen sich Vertreter aller am Bürgerkrieg beteiligten Parteien in der sambischen Hauptstadt Lusaka treffen, um über die Umsetzung des dort 1999 ausgehandelten Friedensabkommens zu sprechen. Uganda hatte sich am 4. April zu einem Rückzug seiner Truppen aus dem Kongo bereit erklärt. Auch Simbabwe hat begonnen, seine Truppen abzuziehen.

Kabila, Joseph (Demokratische Republik Kongo), *vermutlich 1970; seit 2001 Staatspräsident

Kabila wuchs in Tansania und Uganda auf. Er kam erst 1996 mit der Rebellenarmee seines Vaters Laurent-Désiré Kabila zurück in den Kongo. Nach dem Sturz des Diktators Mobuto Sese Seko 1997 wurde Kabila zum Armeechef ernannt, obwohl er lediglich eine kurze Militärausbildung in China erhalten hat. Nach der Ermordung seines Vaters am 16.1. 2001 wurde er am 26.1.zu dessen Nachfolger im Amt des Präsidenten ernannt. In den vergangenen Monaten absolvierte Kabila u. a. Staatsbesuche in den USA und Frankreich. Bei seinem Besuch in der Bundesrepublik am 5.4. traf er sich mit Präsident Johannes Rau, der ihm Unterstützung beim Demokratisierungsprozess zusagte, sowie mit Bundeskanzler Gerhard Schröder und Außenminister Joschka Fischer.

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