Die Mitgliedstaaten des Gemeinsamen südamerikanischen Markts (Mercosur) Brasilien, Argentinien, Uruguay und Paraguay sowie der assoziierten Staaten Chile und Bolivien hielten am 14. und 15. Dezember im südbrasilianischen Küstenort Florianópolis ihr 19. Gipfeltreffen ab.
Die Präsidenten einigten sich auf gemeinsame Konvergenzkriterien: Danach darf die Inflation von 2002 bis 2005 maximal 5,5 Prozent und die Staatsverschuldung bis 2010 höchstens 40 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) betragen. Wirtschaftsexperten bezweifeln den Sinn solcher Zielgrößen im Mercosur, wenn in Brasilien und Argentinien unterschiedliche Wechselkurssysteme bestehen. In Argentinien ist der Peso an den US-Dollar gekoppelt, in Brasilien bewegt sich der Real frei in einem flexiblen Wechselkurssystem. Eine Synchronisation der Makroziele über die Regierungen ist daher nur schwer durchsetzbar.
Als weitaus schwieriger erwiesen sich die Beratungen bezüglich des gemeinsamen Außenzolls, dessen Gültigkeit sich ohnehin bloß auf vereinzelte Warengruppen beschränkt. Dieser war Ende 1997 im Gefolge der Asienkrise vorübergehend sowie auf drei Jahre begrenzt um 3 Prozentpunkte auf heute durchschnittlich 14 Prozent erhöht worden. Während z.B. Uruguay für ein Festhalten am ursprünglichen Zeitplan eintrat, widersetzte sich Brasilien einer allzu raschen Eliminierung dieses Zollzuschlags. Schließlich einigte man sich auf eine Rückführung des Außenzolls um lediglich 0,5 Prozentpunkte.
Mit der Ratifizierung des Handelsregimes für Automobile sowie weiteren Fristenerstreckungen bei anderen umstrittenen Geschäften (sonstige Ausnahmeregelungen beim gemeinsamen Außenzoll) vermochte der Mercosur schließlich auf formell geordnete Weise in die Zukunft zu schieben. Die nunmehr neu bis Anfang 2006 geltende Ordnung für einen zollfreien Handel von Kraftfahrzeugen und deren Bestandteilen innerhalb des Mercosur sichert etwa der argentinischen Industrie einen nationalen Produktionsanteil von mindestens 44 Prozent (bezogen auf die Einzelteile), während für in Uruguay zusammengesetzte Fahrzeuge wert- sowie volumenmäßige Obergrenzen festgelegt wurden.
1999 war es innerhalb des Mercosur zu einer Krise gekommen, als Brasilien den Real abgewertet hatte, ohne seine Partner zu informieren. Da der argentinische Peso an den US-Dollar gekoppelt ist, kam das gesamte Währungsgefüge in eine bis heute nicht überwundene Schieflage. Erschwerend kam zuletzt hinzu, dass das assoziierte Mitglied Chile bilaterale Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen mit den USA aufgenommen hatte. Diese drängen auf rasche Verhandlungen über eine Gesamtamerikanische Freihandelszone (FTAA) von Alaska bis Feuerland, um weiterhin ihre traditionelle Vormachtstellung in Lateinamerika zu wahren: Statt 2005 soll diese schon 2003 zu Stande kommen.
Ziel des 1991 gegründeten Mercosur ist es, aus der gegenwärtigen Zollunion bis 2005 einen Gemeinsamen Markt zu schaffen. Es ist jedoch bis heute nicht gelungen, innerhalb des Mercosur klare, verbindliche politische und juristische Regelungen festzulegen. Vor allem Brasilien lässt sich nicht anbinden. Der Mercosur hat in den neun Jahren seines Bestehens seinen Mitgliedstaaten aber unbestreitbare Vorteile gebracht: der Binnenhandel zwischen den vier Ländern vervielfachte sein Volumen; Produzenten und Konsumenten profitierten in mancher Hinsicht. Der Mercosur möchte auch die Andenländer Peru, Bolivien und Ecuador integrieren, Zollschranken abbauen, freien Personen- und Kapitalverkehr initiieren und eine Einheitswährung schaffen.
(Homepage: mercosur.com)