Aktuell
Staaten
Buch
CD-ROM
Wissensquiz
B�cher Tauschb�rse


Links


FAQ





Kulturpreise : Nobelpreise 2000 �berreicht
Nobelpreise 2000 �berreicht
10.12.2000

Im 100. Jahr der Nobelpreisverleihung seit 1901 sind am am 10. Dezember in Oslo bzw. Stockholm die mit jeweils 9 Mio. skr (rund 2,1 Mio. DM) dotierten Nobelpreise 2000 an 13 m�nnliche Preistr�ger aus sieben Staaten �berreicht worden. Der 10. Dezember ist der Todestag des Preisstifters Alfred Bernhard Nobel (1833-96).

Friedensnobelpreis

Der Friedensnobelpreis des Nobelkomitees des norwegischen Parlaments in Oslo ging an den Pr�sidenten der Republik Korea (S�d-Korea) Kim Dae-jung (*1925 in Hugwang-Ri, seit 1998 Staatspr�sident) f�r seinen �Einsatz f�r Demokratie und Menschenrechte in S�d-Korea und Ostasien im Allgemeinen und f�r Frieden und Vers�hnung mit Nord-Korea im Besonderen�. Kim Dae Jung sei � so die Begr�ndung des Nobelkomitees � in der Zeit der autorit�ren Herrschaft �ber S�d-Korea nach und nach zum leitenden F�rsprecher von Demokratie geworden. W�hrend der Milit�rdiktatur verbrachte er 16 Jahre in Haft, Hausarrest oder Exil; 1980 wurde er zum Tode verurteilt und erst nach weltweiten Protesten begnadigt. Seine Wahl zum Pr�sidenten Ende 1997 markiert den �bergang S�d-Koreas zur Demokratie. Sein historischer Besuch in Nord-Korea im Juni 2000 leitete das m�gliche Ende des Kalten Krieges auf der koreanischen Halbinsel ein.

Nobelpreis f�r Literatur

Der Nobelpreis f�r Literatur der Schwedischen Akademie der Sch�nen K�nste in Stockholm wurde dem seit 1988 in Bagnolet bei Paris lebenden dissidenten chinesischen Schriftsteller Gao Xingjian (*1940 in Ganzhou/Provinz Jiangxi) zuerkannt, der 1998 franz�sischer Staatsb�rger geworden ist. Er habe � so die Begr�ndung der Akademie � ein �Werk von universaler G�ltigkeit, bitterer Einsicht und sprachlichem Sinnreichtum� geschaffen und der chinesischen Romankunst und Dramatik so neue Perspektiven er�ffnet. In seinem �uvre verbindet der Erz�hler, �bersetzer, Dramatiker, Regisseur, Kritiker � der zugleich auch Maler ist � Einfl�sse des abendl�ndischen Theaters und des chinesischen Volkstheaters. Als sein Prosa-Hauptwerk gilt der Pilgerroman �Der Berg der Seele� (1990), eine Abrechnung mit den Grausamkeiten der j�ngeren chinesischen Geschichte, insbesondere mit den Exzessen der Kulturrevolution. W�hrend der Kulturrevolution (1966-69) wurde Gao in �Erziehungslagern� interniert. Seit 1979 konnte er in China und im Ausland ver�ffentlichen, der Durchbruch gelang ihm mit dem Theaterst�ck �Die Busstation� (Urauff�hrung in Peking 1983, deutschsprachige Erstauff�hrung in Wien 1990). Seit dem Verbot von Gaos Drama �Das andere Ufer� 1986 wurde keines seiner St�cke mehr in China aufgef�hrt. In dem Drama �Die Flucht� verarbeitete Gao das blutige Ende der chinesischen Demokratiebewegung (1989) und wurde vom kommunistischen Regime zur �unerw�nschten Person� erkl�rt. Seine Schriften wurden endg�ltig verboten. Aus Protest gegen das Massaker auf dem Platz des Himmlischen Friedens in Peking trat er 1989 aus der KP Chinas aus.

Nobelpreis f�r Chemie

Der Nobelpreis f�r Chemie der K�niglich-Schwedischen Akademie der Wissenschaften in Stockholm wurde zu gleichen Teilen den beiden US-Amerikanern Alan J. Heeger (*1936 in Sioux City/Iowa), und Alan G. MacDiarmid (*1927 in Masterton/Neuseeland) und dem Japaner Hideki Shirakawa (*1936 in Tokyo/Japan) f�r die Entdeckung und Entwicklung von elektrisch leitenden Kunststoffen verliehen. Heute, gut 20 Jahre nach ihrer Entdeckung, sind die leitenden Kunststoffe � jene Molek�le, die Ketten aus kleinen, sich unz�hlige Male wiederholenden Einzelmolek�len sind � ein wichtiges interdisziplin�res Forschungsgebiet zwischen Chemie und Physik mit zahlreichen praktischen Anwendungsm�glichkeiten. Sie werden u.a. als antistatische Substanzen eingesetzt oder als Schutzschilde auf Bildschirmen, um den Betrachter vor elektromagnetischer Strahlung zu bewahren. � Heeger ist Professor f�r Physik und leitet das Institut f�r Polymere und organische Festk�rper an der University of California at Santa Barbara, MacDiarmid ist Professor f�r Chemie an der Universit�t von Pennsylvania, Shirakawa ist Professor f�r Chemie am Institut f�r Materialforschung der Universit�t von Tsukubain in Japan.

Nobelpreis f�r Physik

Der Nobelpreis f�r Physik der Schwedischen Akademie der Wissenschaften in Stockholm geht zur H�lfte an den US-Amerikaner Jack Kilby (*1923 in Jefferson City/Missouri), der zusammen mit dem inzwischen verstorbenen Robert Noyce als Erfinder der integrierten Schaltung, des sogenannten Chips gilt, die andere H�lfte des Preises teilen sich der Russe Zhores I. Alferow (*1930 in Vitebsk/Wei�russland) und der in den USA t�tige Deutsche Herbert Kroemer (*1928 in Weimar). Sie haben sogenannte Heterostrukturen, die heute in ultraschnellen Transistoren und Halbleiterlasern eingesetzt werden, erfunden und weiterentwickelt. Integrierte Schaltungen und Heterostrukturen sind beides Erfindungen der f�nfziger Jahre. Eine der ersten Anwendungen hat die integrierte Schaltung im Taschenrechner gefunden, 1970 folgte der erste Mikroprozessor. Integrierte Schaltungen kommen in jedem Computer, in jedem H�rger�t und in jedem Handy zum Einsatz. Heterostrukturen findet man in Satelliten, in optischen Glasfasernetzen, in CD-Playern, in R�cklichtern von Autos oder auch in Laserpointern. � Kilby arbeitet seit 1958 bei Texas Instruments, Alferov leitet seit 1987 das A.F. Ioffe Institut f�r physikalische Technik in Leningrad (heute St. Petersburg), Kroemer arbeitet seit 1976 an der Universit�t von Kalifornien in Santa Barbara, besitzt aber noch immer die deutsche Staatsb�rgerschaft.

Nobelpreis f�r Medizin oder Physiologie

Der Nobelpreis f�r Medizin oder Physiologie der Nobelversammlung des Karolingischen Instituts in Stockholm ging an die beiden US-Amerikaner Eric Kandel (*1929 in Wien) und Paul Greengard (*1925 in New York) sowie an den Schweden Arvid Carlsson (*1923 in Uppsala/Schweden) f�r ihre Entdeckungen betreffend die Signal�bertragung zwischen Nervenzellen. In der Begr�ndung des Instituts hei� es, diese Entdeckungen seien entscheidend f�r das Verst�ndnis normaler Hirnfunktionen, sie erm�glichten au�erdem Erkenntnisse dar�ber, wie St�rungen dieser Signal�bertragung neurologische und psychische Krankheiten verursachen k�nnen. Die Forschungen h�tten zur Entwicklung neuer Arzneimittel gef�hrt. Die Forschungsarbeiten der beiden Wissenschaftler reichen bis in die 50er Jahre zur�ck und bauen aufeinander auf.

Kandel zeigte in seinen vor allem in den achtziger Jahren ver�ffentlichten Studien, dass Lernen und Ged�chtnis mit �nderungen an den Synapsen einhergehen, den Schaltstellen zwischen Nervenzellen, wo Informationen weitergeleitet werden. Er f�hrte seine Arbeiten an einer Meeresschnecke (Aplysia) durch, einem wirbellosen Tier, das ein viel einfacheres Nervensystem besitzt als der Mensch. Im Gegensatz zu den rund 100 Milliarden Nervenzellen des menschlichen Gehirns finden sich bei der Meeresschnecke nur 20.000 Neuronen. Dabei entdeckte er, dass dem Kurzzeit- und dem Langzeitged�chtnis unterschiedliche molekulare Mechanismen zugrunde liegen. Das Kurzzeitged�chtnis, das Minuten bis Stunden andauert, ist in erster Linie auf eine ver�nderte Funktion der Ionenkan�le in der Zellmembran zur�ckzuf�hren. F�r das Langzeitged�chtnis hingegen m�ssen Proteine neu gebildet werden. Inzwischen hat man diese Vorg�nge auch bei anderen Organismen, so auch beim Menschen, untersucht und festgestellt, dass sie nach einem ganz �hnlichen Muster ablaufen. Nicht zuletzt er�ffnet deshalb die Arbeit von Kandel die M�glichkeit, Medikamente zu entwickeln, die das Ged�chtnis und somit Krankheiten wie die Alzheimerdemenz g�nstig beeinflussen. Kandel leitet seit 1974 ein Labor an der Columbia-Universit�t in New York.

Carlsson ist der Entdecker der heute wichtigsten medikament�sen Therapie der Parkinsonschen Krankheit. Er hat nachgewiesen, dass es Parkinsonkranken am Botenstoff Dopamin im Hirn mangelt. Inzwischen ist bekannt, dass dem Dopamin bei Krankheiten wie der Schizophrenie und der Drogenabh�ngigkeit ebenfalls eine wichtige Rolle zukommt. Carlsson lehrte seit 1959 Pharmakologie an der Universit�t G�teborg, von der er 1989 emeritierte.

Greengard hat sich im Laufe seiner Forschungsarbeit vor allem mit der Frage befasst, was sich nach Einwirkung eines Botenstoffs innerhalb der Nervenzelle tut. Dabei identifizierte er komplizierte Signalkaskaden, an denen viele verschiedene Proteine beteiligt sind. Er zeigte, dass durch Anh�ngen beziehungsweise Entfernen eines Phosphatrestes an bestimmten Schl�sselproteinen deren Aktivit�t und damit auch die Erregbarkeit von Nervenzellen ver�ndert werden k�nnen. Dank diesen Entdeckungen versteht man heute besser, wie Arzneien wirken, die eine Phosphorylierung von Proteinen in Nervenzellen ausl�sen. Dies wiederum erlaubt es Forschern, neue Substanzen zu entwickeln, die gezielt wirken und entsprechend weniger Nebenwirkungen verursachen. Greengard forscht seit 1983 an der Rockefeller-Universit�t in New York.

Nobel-Gedenkpreis f�r Wirtschaftswissenschaften

Der von der Schwedischen Reichsbank 1968 zur Erinnerung an Alfred Nobel gestiftete Nobel-Gedenkpreis f�r Wirtschaftswissenschaften der Schwedischen Akademie der Wissenschaften in Stockholm, geht zu gleichen Teilen an die US-Amerikaner James J. Heckman (*1944 in Chicago/Illinois) und Daniel L. McFadden (*1937 in Raleigh/North Carolina) f�r die Entwicklung von Methoden, die in der statistischen Analyse des Verhaltens von Einzelnen oder Haushalten benutzt werden. Sie h�tten � so die Begr�ndung des Nobelpreis-Komitees � fundamentale Probleme gel�st, die sich bei der Analyse von Mikrodaten ergeben. Heckman erhalte den Preis f�r �die Entwicklung von Theorien und Methoden zur Analyse selektiver Stichproben�, McFadden f�r �die Entwicklung von Theorien und Methoden zur Analyse diskreter Wahlentscheidungen�. So k�nnten z.B. Bewegungen auf dem Arbeitsmarkt und Gr�nde f�r das Entstehen von Verkehrsstaus erkl�rt werden. Beide Wissenschafter haben mit den von ihnen entwickelten Theorien und Methoden die verbreitete Anwendung von mikro�konometrischen Verfahren in den Wirtschaftswissenschaften erst m�glich gemacht. Ihre Beitr�ge zu diesem Grenzbereich zwischen Statistik und Wirtschaftswissenschaften haben auch in anderen Sozialwissenschaften weite Verbreitung gefunden. � Heckman lehrt seit 1995 er an der Universit�t von Chicago, McFadden ist seit 1990 Professor an der Universit�t von Berkeley in Kalifornien.

(Homepage: nobel.se/announcement/2000)

zurück