Der frühere Präsident Jean-Bertrand Aristide hat nach Einschätzung von Beobachtern die Präsidentschaftswahl in Haiti vom 26. November gewonnen.

Schon vor der Bekanntgabe des amtlichen Endergebnisses, mit dem im Laufe der Woche gerechnet wird, gilt ein Sieg Aristides über seine sechs weitgehend unbekannten Mitbewerber als sicher. Ein Bündnis von 15 Oppositionsgruppen hatte die Abstimmung wegen befürchteter Manipulationen boykottiert und seine Kandidaten zurückgezogen; es beteiligte sich auch nicht an der Wahl zur Neubesetzung von neun Senatssitzen, die nun voraussichtlich an Aristides Partei Fanmi Lavalas gehen werden.

Insgesamt waren 4,8 Millionen Wahlberechtigte auf der Karibikinsel zur Abstimmung aufgerufen. Die Wahlbeteiligung lag nach Angaben der Wahlbehörde bei 60,5 Prozent. Ein Sprecher der Opposition sprach hingegen von lediglich rund fünf Prozent.

In den vergangenen Tagen war es in der Hauptstadt Port-au-Prince wiederholt zu Bombendetonationen gekommen; dabei wurden zwei Kinder getötet und 17 Menschen verletzt. Zehntausende Bewohner waren wegen der Anschläge in den letzten Tagen aufs Land geflohen.

Der 47-jährige Theologe Aristide stand bereits Anfang der 90er Jahre an der Spitze des verarmten Karibikstaates. Nach seiner Wahl zum Präsidenten wurde er 1991 nur wenige Monate nach der Amtsübernahme durch einen Militärputsch gestürzt und musste außer Landes fliehen. Erst nach Sanktionen der UN erklärten sich die Militärmachthaber 1994 bereit, Aristide als verfassungsmäßigen Präsidenten anzuerkennen. 1996 wurde er von seinem Parteikollegen René Préval im Amt des Staatsoberhauptes abgelöst. Der neue Präsident soll seine fünfjährige Amtszeit am 7. Februar 2001 antreten.

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