Der französische Innenminister Jean-Pierre Chevènement hat am 29. August aus Protest gegen die Korsika-Politik von Ministerpräsident Lionel Jospin seinen Rücktritt erklärt.
Grund für die Demission Chevènements sind die unterschiedlichen Auffassungen über die politische Zukunft der Mittelmeerinsel. Der Innenminister, in dessen Verantwortung die Korsika-Politik liegt, hatte wiederholt unterstrichen, dass er die Vorschläge von Ministerpräsidenten Jospin für Korsika nicht mittragen wolle. Jospins Pläne, eine begrenzte Autonomie für die Mittelmeerinsel einschließlich eingeschränkter gesetzgeberischer Kompetenzen an das korsische Territorialparlament zu gewähren, sollen die seit 25 Jahren andauernden gewaltsamen Konflikte auf der Insel beenden. Nach Auffassung Chevènements, der ein entschiedener Verfechter der zentralstaatlichen Traditionen Frankreichs ist, wäre dies ein Verstoß gegen das republikanische Einheitsprinzip.
Der 61-jährige Chevènement war bereits zweimal vorzeitig von seinen Ministerposten zurückgetreten: 1983 als Industrieminister und 1991 aus Protest gegen die Beteiligung Frankreichs am Golfkrieg als Verteidigungsminister. 1992 gründete der Linksnationalist Chevènement den Mouvement des Citoyens (MDC) und verließ 1993 den Parti Socialiste (PS), zu deren Führungsfiguren er lange Zeit gezählt hatte. Nach den Wahlen zur Nationalversammlung von 1997 ist der MDC als Juniorpartner des PS an der Pariser Linksregierung beteiligt.
(Internet: www.interieur.gouv.fr/)
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