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Staaten : Russland: Staatstrauer für Besatzung des verunglückten Atom-U-Boots »Kursk«
Russland: Staatstrauer für Besatzung des verunglückten Atom-U-Boots »Kursk«
23.8.2000

Am 23. August hat in Russland die Staatstrauer für die Opfer des am 12. August in der Barentssee verunglückten atomgetriebenen U-Boots »Kursk« stattgefunden. Die »Kursk« war am 12. August wegen nicht genauer benannter technischer Schwierigkeiten auf den Grund der Barentssee, etwa 100 Seemeilen nordöstlich des Hafens Murmansk gesunken. Erst 48 Stunden später meldete die russische Marine das Unglück.

Am 15. August versuchte die russische Marine mit Rettungskapseln vergeblich, an die Ausstiegsluken der »Kursk« anzudocken, um Überlebende der 118 Mann Besatzung aus dem in 108 Meter Tiefe liegenden Boot zu bergen. Erst am 16. August nahm Russland internationale Hilfe an; britische und norwegische Rettungsteams machten sich auf den Weg.

Die russische Marine teilte am 19. August mit, dass die gesamte Mannschaft der »Kursk« vermutlich tot sei. Erst jetzt trafen die britischen und norwegischen Rettungsmannschaften am Unglücksort ein. Am 20. August wurden norwegische und britische Tieftaucher zum Wrack der »Kursk« herabgelassen. Nach 30-stündigem Einsatz fanden sie am 21. August nach Öffnung der Einstiegsluken das U-Boot völlig überflutet vor. Die russische Marine bestätigte am selben Tag offiziell den Tod der 118 Mann Besatzung.

Unklar ist weiter die Ursache der Katastrophe. Die russische Regierung beharrt auf ihrer Version, der rätselhafte Untergang ihres modernsten U-Bootes sei auf eine Kollision mit einem fremden Schiff zurückzuführen. Westliche Militärs gehen eher davon aus, dass zwei Torpedo-Explosionen an Bord das Schicksal der »Kursk« besiegelten. Denn norwegische Seismologen hatten am Unglückstag zwei Unterwasserexplosionen in der Barentssee registriert.

Der russische Präsident Wladimir Putin, der erst nach scharfer Kritik an seiner Haltung am 18. August aus dem Urlaub am Schwarzen Meer nach Moskau zurückkehrte, ordnete am 22. August für den folgenden Tag Staatstrauer an. Eine für den 23. August geplante Trauerfeier am Unglücksort in der Barentssee für die 118 Seeleute der »Kursk« wird auf Bitten der Angehörigen abgesagt. Sie hatten Präsident Putin bei einem mehrstündigen Treffen in der Marinebasis Widjajewo, der Heimatbasis der »Kursk«, am 22. August aufgefordert, die Zeremonie aufzuschieben, bis alle Besatzungsmitglieder geborgen seien. Die mehr als 400 Angehörigen der »Kursk«-Opfer kritisierten bei dem Treffen mit dem Präsidenten das Verhalten der russischen Führung in der Krise. Putin wird auch in der russischen Presse wegen seines Verhaltens während der U-Boot-Krise Führungsschwäche und Gefühllosigkeit vorgeworfen. Auch die militärische Führung steht unter Druck. Der Verteidigungsminister hatte sich wiederholt in Widersprüche bei der Schilderung des Unglücks verstrickt.

Der nach Moskau zurückgekehrte Putin erklärte am 23. August in einer Fernsehansprache, er übernehme die volle politische Verantwortung für den Tod der 118 Seeleute an Bord des gesunkenen Atom-U-Boots »Kursk«. Gleichzeitig sprach er sich dagegen aus, einzelne Männer der Militärspitze zu entlassen, bevor der Hergang des Unglücks vollständig aufgeklärt sei. Die angebotenen Rücktritte von Verteidigungsminister Igor Sergejew, Marinekommandeur Wladimir Kurojedow und Nordmeerflotten-Chef Wjatscheslaw Popow habe er daher abgelehnt.

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