Nach anhaltenden innenpolitischen Spannungen hat am 9. August das ecuadorianische Kabinett seinen Rücktritt eingereicht. Grund für die Demission der kompletten Ministerriege ist eine Auseinandersetzung zwischen Präsident und Parlament.
Nach Angaben eines Präsidentensprechers wollen die Ressortchefs mit ihrer Entscheidung dem Staatspräsidenten Gustavo Noboa Bejarano „freie Hand" bei der Lösung des Konfliktes geben. Auslöser für die Krise war die Wahl der parteilosen Susana González Muñoz zur Parlamentspräsidentin vor zehn Tagen. González war als Abgeordnete des Partido Social Cristiano (PSC) ins Parlament gewählt worden, hatte aber vor kurzem ihre Partei verlassen. Nach der Verfassung steht der Posten jedoch der zweitstärksten Fraktion in der Cámera de Representantes, in dem Falle dem PSC, zu. Daraufhin rief Noboa Anfang der Woche das Verfassungsgericht an, um über die Gültigkeit der Wahl entscheiden zu lassen. Der eigentliche Grund für die Auseinandersetzungen ist jedoch eine schwere Wirtschafts- und Finanzkrise, in der sich das Land seit dem Verfall der Rohölpreise im Jahr 1998 befindet.
Staatspräsident Gustavo Noboa steht erst seit Anfang des Jahres an der Spitze des krisengeschüttelten Landes. Der damalige Vizepräsident hatte am 22. Januar 2000 die Nachfolge von Präsident Jamil Mahuad Witt angetreten, der nach einem unblutigen Putsch von Militärs und revoltierenden Indios seinen Posten hatte niederlegen müssen. Am 26. Januar war Noboa vereidigt worden.
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