Der russische Ministerpräsident Wladimir Putin ordnete am 8. Juni die Bildung einer Übergangsverwaltung in Tschetschenien an und löste die bisherige Administration des Vertreters der russischen Regierung, Nikolai Koschman, auf.
Der Tschenienkrieg: Seit Beginn des Kaukasus-Kriegs mit dem Überfall von Rebellen auf die Teilrepublik Dagestan Anfang August 1999 wurden nach Mitteilung des Vize-Generalstabschef Waleri Manilow 2357 Soldaten getötet und mehr als 6800 verletzt. Die russische Luftwaffe hatte seit Anfang September 1999 wiederholt Luftangriffe auf Ziele in Tschetschenien geflogen, um Stellungen muslimischer Rebellen zu zerstören. Die russische Regierung macht die Aufständischen für die jüngsten Bombenanschläge in russischen Städten verantwortlich, bei denen seit Anfang September 1999 fast 300 Menschen getötet wurden. Ziele der russischen Angriffe waren aber neben der technische Infrastruktur vor allem Erdölraffinerien und Öltanks in der Hauptstadt Dschochar-Chala (ehemals Grosny). Damit soll Tschetschenien die Verarbeitung des Erdöls aus ihren rund 1500 Quellen (Förderung 1988: 835.500 Tonnen) unmöglich gemacht werden. Darüber hinaus soll aber auch ihre Praxis unterbunden werden, aserbaidschanisches Erdöl zu verarbeiten, das sie aus der 1411 langen Pipeline von Baku (Aserbaidschan) am Kaspischen Meer über Tschetschenien (150 Kilometer) zum russischen Schwarzmeerhafen Noworossijsk abzweigen. Die faktische Blockade der Pipeline durch die Tschetschenen verletzt zudem die Verpflichtungen Russlands gegenüber den internationalen Konsortien, die an der Ausbeutung der Ölreserven des Kaspischen Meers beteiligt sind.
Die russischen Truppen brachten nach Angaben Putins bis 5. Oktober 1999 rund ein Drittel des tschetschenischen Territoriums unter ihre Kontrolle. Die Einrichtung der Sicherheitszone sei abgeschlossen; nun gehe es darum, die Stellungen in Tschetschenien zu zerstören und ihre Anführer - gemeint ist vor allem der Feldkommandant Schamil Bassajew - zu töten. Die Angaben über die bisherigen Verluste sind widersprüchlich. Rund 125.000 Menschen flohen vor den Kämpfen, davon 111.000 in die autonome russische Nachbarrepublik Inguschetien, die selbst nur etwa 300.000 Einwohner hat. Knapp fünf Monate nach ihrem Einmarsch in Tschetschenien hatten die russischen Streitkräfte am 29. Februar 2000 nach eigenen Angaben mit der Eroberung der Ortschaft Schatoj die letzte größere Bastion der separatistischen Kämpfer besetzt und damit den Feldzug praktisch abgeschlossen. Trotzdem verübten tschetschenische Freiheitskämppfer wiederholt Angriffe auf die russischen Truppen.
Russland hatte bereits von 1994 bis 1996 einen verlustreichen Krieg gegen die auf dem Gebiet der Russischen Föderation liegende autonome Republik Tschetschenien geführt, um die dortigen Unabhängigkeitsbestrebungen zu unterdrücken. Der russische Bevollmächtigte für die Kaukasusrepublik, Alexander Lebed und der damalige Generalstabschef der tschetschenischen Separatisten, Aslan Maschadow, unterzeichneten am 31. August 1996 ein Abkommen, das den Abzug der russischen Truppen und die Klärung des künftigen Status der Kaukasusrepublik bis zum Jahr 2001 vorsieht. Die russischen Truppen zogen sich - faktisch geschlagen - bis Anfang Januar 1997 aus Tschetschenien zurück. Seither betrachten sich die Tschetschenen als unabhängig. Maschadow wurde am 27. Januar 1997 in freien Wahlen zu ihrem Präsidenten gewählt.
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