Am Sitz der Vereinten Nationen (UN) in New York fand vom 24. April bis 21. Mai die 6. Überprüfungskonferenz zum Vertrag zur Nichtweitergabe von Atomwaffen (Non-Proliferation Treaty/NPT; kurz: Atomwaffensperrvertrag) von 1970 statt. Während der Tagung wurden die bisherigen Auswirkungen des Vertrags erörtert und eine Bilanz der gegenwärtigen Situation gezogen.
Kernstück der zum Abschluss der Konferenz von den 178 Unterzeichnerstaaten des NPT einstimmig verabschiedete gemeinsame Erklärung ist die Zusicherung der fünf offiziellen Atommächte USA, Russland, Frankreich, Großbritannien und China, ihre Atomwaffenarsenale vollständig abzubauen, wobei diese Zusage jedoch keinen zeitlichen Rahmen vorsieht. Diese fünf Staaten stimmten außerdem einem Sechs-Stufen-Programm zu, mit dem künftig alle fünf Jahre auf einer Konferenz überprüft werden soll, inwieweit die Zusagen verwirklicht wurden.
Das im Abschlussprotokoll enthaltene Abrüstungsprogramm schließt das Bekenntnis zur größeren Transparenz aller nuklearen Programme, die Entfernung spaltbaren Materials aus allen Sprengköpfen und die Einrichtung einer Instanz für die nukleare Abrüstung bei der Genfer Abrüstungskonferenz (CD) ein. Bei der 7. NPT-Überprüfungskonferenz in fünf Jahren sollen Verhandlung über ein Abkommen zum Verbot von spaltbarem Material in Sprengköpfen aufgenommen werden.
Im Abschlussprotokoll der Überprüfungskonferenz wurden auch die unterirdischen Nukleartests von Pakistan und Indien verurteilt und Atomwaffen freie Zonen in Südasien wie im Nahen Osten gefordert. Die Konferenzteilnehmer verlangen von Indien und Pakistan sowie Kuba und Israel, dem NPT als "Nichtkernwaffenstaaten" beizutreten. Sie wollen einerseits die Kontrollen für den Verkauf doppelt nutzbarer nuklearer Materialien verschärfen, bestätigen andererseits aber das Recht der Mitgliedstaaten auf friedliche Nutzung nuklearer Technologien. Ferner wird ein Moratorium für atomare Tests bis zu einem späteren Inkrafttreten des Vertrags von 1996 über ein umfassendes Verbot von Atomwaffenversuchen (Comprehensive Test Ban Treaty/CTBT) vereinbart.
Atomwaffensperrvertrag: Der am 1. Juli 1968 unterzeichnete und am 5. März 1970 in Kraft getretene NPT verbietet die Weitergabe von Atomwaffen und atomwaffenfähigem Material. Die fünf so genannten Atomwaffenstaaten (die vor dem 1. Januar 1967 Atomwaffen hergestellt oder gezündet haben) USA, UdSSR, China, Frankreich und Großbritannien akzeptierten das Recht der Vertragspartner (so genannte Nichtatomwaffenstaaten) auf eine friedliche Nutzung der Kernenergie unter Kontrolle der Internationalen Atomernergieorganisation (IAEO) in Wien. Der NPT macht den fünf Atomwaffenstaaten in seinem Paragraphen VI zur Auflage, stufenweise alle Sprengsätze abzubauen.
Der zunächst auf 25 Jahre befristete Vertrag wurde auf der 5. NPT-Überprüfungskonferenz der bis dahin 178 Unterzeichnerstaaten am 11. Mai 1995 in New York per Akklamation zeitlich unbegrenzt und ohne Bedingungen verlängert. Inzwischen haben 187 Staaten den NPT unterzeichnet. Lediglich Indien, Pakistan, Israel und Kuba verweigern bislang die Unterschrift. Indien und Pakistan haben 1998 Atomwaffenversuche unternommen und sich offiziell zu Atomwaffenstaaten erklärt. Ermöglicht wurde die Verlängerung NPT seinerzeit auch durch die Bereitschaft der fünf Atomwaffenstaaten, 1996 den Vertrag über ein umfassendes Verbot von Atomwaffenversuchen (CTBT) zu unterzeichnen, der zuletzt am 21. April 2000 durch die russische Staatsduma ratifiziert wurde. Der US-Senat hatte im Oktober 1999 eine Ratifizierung des CTBT abgelehnt. Nach UN-Schätzungen verfügen die fünf offiziellen Atommächte derzeit noch über 35.000 Kernwaffen. Russland hat sein Arsenal seit 1992 auf rund 6000 Langstreckenraketen mit nuklearen Sprengköpfen reduziert, und die USA besitzen wahrscheinlich nur noch 7000.