Bundesverteidigungsminister Rudolf Scharping (SPD) strebt nach Angaben des Verteidigungsministeriums vom 2. Juni eine Verringerung der Stärke der Bundeswehr von derzeit 320.000 auf 255.000 aktive Soldaten und 22.000 Soldaten in der Aus- und Weiterbildung an.
Die Zahl der Wehrpflichtigen soll bis zum Jahr 2002 von heute 129.000 auf höchstens 75.000 reduziert und die Wehrpflichtzeit von zehn auf neun Monate verkürzt werden. Die Zahl der Berufs- und Zeitsoldaten soll bis zum Jahr 2010 von derzeit 188.000 auf 200.000 Personen aufgestockt werden. Anfang 2001 wird die Bundeswehr die ersten Frauen auf freiwilliger Basis für alle Laufbahnen und militärischen Verwendungen einstellen. Bisher ist die Tätigkeit von Frauen auf den Sanitäts- und den Musikdienst bei der Bundeswehr beschränkt. Die Zahl der Zivil-Beschäftigten soll von jetzt 140.000 auf 80.000 bis 90.000 reduziert werden.
Der Umbau soll im Jahr 2001 beginnen und 2006 abgeschlossen sein. Die Bundesregierung wird spätestens am 14. Juni über die Pläne Scharpings entscheiden müssen, da eine Woche später im Kabinett der Bundeshaushalt 2001 mit dem Komplex Bundeswehr beraten wird.
Die Kommission zur Bundeswehr-Reform unter Leitung des früheren Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker hatte am 23. Mai eine Reduzierung der Zahl der Soldaten auf 240.000 und der Wehrpflichtigen auf 30.000 vorgeschlagen.
Der von Scharping am 24. Mai zum 30. Juni vorzeitig in den einstweiligen Ruhestand versetzte Generalinspekteur der Bundeswehr, Hans-Peter von Kirchbach, hatte 290.000 Soldaten, neun Monate Wehrpflicht und 84.000 Wehrpflichtige vorgeschlagen. Die CDU fordert mindestens 300.000 Soldaten, neun Monate Wehrpflicht und 100.000 Grundwehrdienstleistende. Bündnis 90/Die Grünen verlangten bisher 200.000 Soldaten, die Abschaffung der Wehrpflicht sowie eine Interventionsarmee.