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Staaten : Japan: Schwerer Atomunfall
Japan: Schwerer Atomunfall
3.10.1999

In der Uranbrennstoff-Wiederaufbereitungsanlage Tokaimura, rund 120 Kilometer nordöstlich von Tokyo, kam es am 30. September zu einem schweren Unfall, der nach Angaben des staatlichen Instituts für Radiologie vom 1. Oktober auf menschliches Versagen zurückzuführen ist. Es soll eine etwa siebenfach höhere Menge an Uranhexafluorid als vorgeschrieben in einen Tank gefüllt worden sein, in dem schwach angereichertes Uranoxid hergestellt werden sollte. Dies habe zu einer Kettenreaktion außerhalb eines Reaktors geführt, die erst nach 20 Stunden gestoppt werden konnte. Insgesamt wurden in Folge des Atomunfalls 55 Menschen hoher Radioaktivität ausgesetzt, darunter 36 Arbeiter, drei Feuerwehrleute und sieben Personen, die sich auf einer nahegelegenen Golfanlage aufhielten. Zwei Betroffene schweben in Lebensgefahr. Direkt am Leck sei eine Strahlung gemessen worden, die bis zu 10.000 Mal stärker als normal war; in einer Entfernung von zwei Kilometern habe sie immer noch das Zehnfache des Normalwerts betragen. Der bisher schwerste Störfall in Japan wurde von der Internationalen Atomernergie-Organisation (IAEO) auf der von null bis sieben reichenden internationalen Bemessungsskala mit vier eingestuft. Zum Vergleich: Die Katastrophe in Tschernobyl 1986 war mit Stufe sieben bewertet worden.
Ein japanischer Regierungssprecher gab am 1. Oktober teilweise Entwarnung: Die 313.000 Bewohner im Umkreis von zehn Kilometern um die Anlage, die nach dem Zwischenfall aufgerufen worden waren, Fenster und Türen zu schließen, durften ihre Häuser wieder verlassen. Schulen sowie Stadt- und Sporthallen und kulturelle Einrichtungen in diesem Bereich blieben als Vorsichtsmaßnahme bis 2. Oktober geschlossen.
In den vergangenen Jahren gab es in Japan wiederholt Unfälle in Atomanlagen. 1997 wurden in der Wiederaufbereitungsanlage Tokaimura nach einem Brand und einer Explosion 37 Personen radioaktiver Strahlung ausgesetzt.
In Japan decken Kernkraftwerke rund 33 Prozent des Gesamtenergiebedarfs. Der Anteil soll bis zum Jahr 2010 auf mehr als 40 Prozent steigen. Nach einem langfristigen Plan der japanischen Regierung sollen in den kommenden 15 Jahren 40 neue Kernkraftwerke in Betrieb gehen, um vor allem die Kohlendioxyd-Freisetzung durch mit fossilen Brennstoffen betriebene Kraftwerke zu vermindern.

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