In Havanna (Kuba) hat vom 10. bis 14. April ein Treffen der so genannten G-77-Gruppe stattgefunden, an dem 42 Staatschefs sowie Vertreter der übrigen Staaten der Gruppe teilnahmen, der heute 133 Entwicklungs- und Schwellenländer angehören. Es ging um die künftige Rolle der Entwicklungsländer vor dem Hintergrund einer fortschreitenden Globalisierung, das Verhältnis zwischen Nord und Süd, die Zusammenarbeit der Südländer untereinander, den Zugang der Entwicklungsländer zur Hochtechnologie sowie die Forderung nach einem Schuldenerlass für die ärmsten Länder.
In ihrer Abschlusserklärung sprachen sich die Gipfelteilnehmer für ein größeres Mitspracherecht der Entwicklungsländer in internationalen Gremien wie der Welthandelsorganisation (WTO) sowie faire Handels- und Schuldenabkommen mit den reichen Staaten aus. Für ihre Textilprodukte und landwirtschaftlichen Erzeugnisse fordern sie eine breitere Öffnung des Weltmarkts. Die Industriestaaten dürften den Zugang der ärmeren Staaten zum Weltmarkt nicht länger mit Hilfe von Umweltschutz- und Arbeitsschutzauflagen blockieren. Auch der Beitritt zur WTO müsse erleichtert werden. Die reichen Staaten müssten mehr Hilfsgelder zur Verfügung stellen und den Entwicklungsländern in größerem Umfang Schulden erlassen. Die Abschlusserklärung unterstreicht aber auch die Notwendigkeit der Zusammenarbeit der Südländer untereinander und regt an, Handel und Investitionen innerhalb der G-77-Gruppe zu verstärken und einen gemeinsamen Entwicklungsfonds einzurichten.
Das Treffen, an dem auch UN-Generalsekretär Kofi Annan und der Vorsitzende der Palästinensischen Autonomiebehörde Yassir Arafat teilnahmen, fand vor der bevorstehenden Tagung der G-7-Staaten sowie der Weltbank und des Internationalen Währungsfonds (IWF) statt, bei der es um eine Reform der Finanzinstitutionen geht.
Die G-77 (Gruppe der 77) wurde 1964 als gemeinsames Forum der wirtschaftlichen Kooperation und Interessenvertretung der Entwicklungsländer von ursprünglich 77 Staaten der Dritten Welt gegründet. Heute gehören ihr 133 Entwicklungs- und Schwellenländer an. Die G-77 strebt eine Vereinheitlichung der Verhandlungspositionen insbesondere innerhalb der UN-Handels- und Entwicklungskonferenz (UNCTAD) und der WTO an, jedoch wird diese durch stark auseinanderdriftende Interessen und die unterschiedliche Wirtschaftsentwicklung der Mitglieder stark beeinträchtigt.