Das Exekutivdirektorium des Internationalen Währungsfonds (IWF) hat am 23. März Horst Köhler einstimmig zum neuen Geschäftsführenden Direktor (und damit auch Vorsitzenden des Exekutivdirektoriums) des IWF gewählt. Er wird Nachfolger des am 15. Februar zurückgetretenen Franzosen Michel Camdessus, der dieses Amt seit 1987 innehatte. Wann Köhler seinen Posten in Washington antreten wird, ist bisher noch nicht bekannt.
Köhler (57), der am 14. März im Namen der Europäischen Union (EU) offiziell als neuer Geschäftsführender Direktor des IWF nominiert worden war, ist seit September 1998 Präsident der 1990 gegründeten Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBWE) in London. Der gelernte Volkswirt kam über die schleswig-holsteinische Staatskanzlei 1982 in das Bundesfinanzministerium, war 1990-93 Staatssekretär und in dieser Funktion deutscher "Sherpa" für die Weltwirtschaftsgipfel. Nach seinem Ausscheiden aus dem Ministerium war er 1993-98 Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes.
Köhler ist der erste Deutsche, der die internationale Währungsinstitution leiten wird, und der zweite deutsche Wunschkandidat, nachdem zuvor die Kandidatur des früheren Weltbank-Spitzenmanagers und heutigen Staatssekretärs im Bundesfinanzministerium, Caio Koch-Weser, am Widerstand der USA gescheitert war.
Der IWF wurde 1944 zugleich mit der Weltbank als Sonderorganisation der Vereinten Nationen (UN) gegründet. Zu seinen Aufgaben gehören: Förderung der internationalen währungspolitischen Zusammenarbeit durch Information und Konsultation, Erleichterung eines ausgewogenen Welthandelswachstums, Stabilisierung der Währungen im Rahmen geordneter Währungsbeziehungen, Errichtung eines multilateralen Zahlungssystems für die laufenden Geschäfte zwischen den Mitgliedstaaten, Abbau von Devisenverkehrsbeschränkungen und befristete Mittelbereitstellung zur Überbrückung von Zahlungsbilanzdefiziten. Die heute 182 Mitgliedstaaten verpflichten sich u.a., ständig mit dem Fonds und den anderen Mitgliedstaaten zusammenzuarbeiten, ihre Wechselkurspolitik der Aufsicht des Fonds zu unterstellen und sich bei der Finanzierung von Zahlungsbilanzdefiziten zu helfen. Der IWF, dessen ordnungspolitische, finanzielle und beratenden Funktionen eng miteinander verbunden sind, ist vor allem eine monetäre Institution zur Überwachung des Weltwährungssystems.
Köhler übernimmt sein neues Amt in einer schwierigen Zeit, in der nicht nur die Arbeiten am Umbau der internationalen Finanzarchitektur beendet werden müssen; auch der IWF selbst muss seine Rolle im internationalen Währungs- und Finanzsystem neu definieren.
Der Geschäftsführende Direktor wird vom Exekutivdirektorium gewählt. Dieses hat 24 Direktoren. Ihr Stimmrecht bemisst sich nach den Einlagen beim IWF. Die USA halten 17,3 Prozent des Kapitals, Japan 6,2, Deutschland 6,1 sowie Frankreich und Großbritannien je 5,0 Prozent. Diese Länder entsenden eigene Direktoren. Die übrigen werden von Ländergruppen gewählt. Entscheidungen fallen in der Regel im Konsensprinzip. Traditionell haben die USA das Vorschlagsrecht für die Nominierung des Präsidenten der Weltbank und die Westeuropäer das für den Geschäftsführenden Direktor des IWF. Der Geschäftsführende Direktor, der zugleich Vorsitzender des Exekutivdirektoriums ist, führt unter Anleitung des Direktoriums die ordentlichen Geschäfte des IWF.
(Homepage: www.imf.org)