12.12.1999
Die Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union (EU) haben bei ihrem Gipfeltreffen (Europäischer Rat) in Helsinki am 10. und 11. Dezember der Türkei den Status eines »gleichberechtigten« Beitrittskandidaten eingeräumt. Zudem wurde die Aufnahme von Beitrittsverhandlungen mit Bulgarien, Lettland, Litauen, Malta, Rumänien und der Slowakei im Frühjahr 2000 beschlossen. Die Staaten, mit denen die EU bereits seit März 1998 Verhandlungen führt, sind Estland, Polen, Slowenien, Tschechien, Ungarn und Zypern. Ein konkreter Zeitpunkt für erste Beitritte wurde bewusst nicht festgelegt; dieser wird vor allem von den Reformfortschritten der einzelnen Kandidaten abhängig gemacht.
Die für die Erweiterung notwendige institutionelle Reform der EU, wie etwa von Kommission und Ministerrat, soll bis Ende 2002 abgeschlossen sein.
Hinsichtlich der Europäischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik wurde die Schaffung einer Krisenreaktionstruppe beschlossen. Bis zum Jahr 2003 will die EU in der Lage sein, 50.000 bis 60.000 Mann binnen zwei Monaten für Frieden sichernde oder Frieden schaffende Maßnahmen in Europa zu mobilisieren. In Brüssel werden zudem neue Institutionen eingerichtet: ein militärisch-politischer Ausschuss und ein Militär-Komitee.
Russland wurde in einer eigenen Erklärung wegen des Kriegs in der abtrünnigen Kaukasusrepublik Tschetschenien verurteilt. Der Gipfel drohte mit Strafmaßnahmen, falls das russische Militär nicht insbesondere das am 6. Dezember verhängte, bis 11. Dezember befristete Ultimatum zurücknehme, wonach die Bevölkerung die tschetschenische Hauptstadt Dschochar-Chala (ehemals Grosny) verlassen müsse. Zu den angedrohten Konsequenzen gehört die Aussetzung des Partnerschaftsankommens mit Russland und des TACIS-Programms.
An einem Mittagessen zum Abschluss des Gipfels nahmen auch die Staats- und Regierungschefs der nunmehr 13 Beitrittskandidaten teil, unter ihnen der türkische Ministerpräsident Bülent Ecevit.