17.11.1999
Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland erwartet in seinem am 16. November dem Bundeskanzler übergebenen Jahresgutachten 1999/2000 für das Jahr 1999 ein reales Wirtschaftswachstum (reales BIP) von 1,4 Prozent und für das Jahr 2000 von 2,7 Prozent. Gründe für die konjunkturelle Belebung seien die stabile Konsumentwicklung und die anziehende Exportnachfrage. Es bestehe jedoch kein Anlass für eine Entwarnung, denn von einem Ende der Investitionsschwäche könne man nicht sprechen. Auch auf dem Arbeitsmarkt werde es im Jahr 2000 zu keiner Wende kommen: Bei einem leichten Beschäftigungsabbau um 139.000 Personen im Jahresverlauf werde die registrierte Arbeitslosenzahl um 326.000 zurückgehen. Die Arbeitslosenquote werde bei durchschnittlich 9,9 Prozent liegen, nach 10,5 Prozent im Jahr 1999. Dieser Rückgang sei jedoch im Wesentlichen demographisch bedingt und noch kein beschäftigungspolitischer Erfolg.
Der Sachverständigenrat fordert von der Bundesregierung umfassende und kohärente Reformen in allen Bereichen der Sozial-, Arbeitsmarkt- und Lohnpolitik. Auf diese Weise solle die Beschäftigung gefördert, die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft gesteigert und die soziale Sicherung langfristig auf eine stabile Grundlage gestellt werden. Der 1963 eingerichtete Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland ist gesetzlich verpflichtet, der Bundesregierung jährlich seine Einschätzung der wirtschaftlichen Entwicklung mitzuteilen. Die Bundesregierung muss zu dem Gutachten Stellung nehmen. Der Rat aus fünf anerkannten Wirtschaftswissenschaftlern (die sogenannten »Fünf Weisen«) ist weder der Regierung noch dem Parlament verantwortlich. Seine Mitglieder werden auf Vorschlag der Bundesregierung vom Bundespräsidenten für fünf Jahre ernannt. Vorsitzender ist derzeit Professor Herbert Hax (Universität Köln).