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UN: Der Weltern�hrungsgipfel

 
Nach einem ersten Weltern�hrungsgipfel 1974 hatte der Generalsekret�r der Weltern�hrungsorganisation der Vereinten Nationen FAO (Food and Agriculture Organization of the United Nations) Jacques Diouf 1996 zu einer weiteren Gipfelkonferenz nach Rom, dem Sitz der FAO, eingeladen. Die Konferenz fand unter Beteiligung von Delegationen aus 194 Staaten vom 13.-17.11.1996 statt. Die Delegationsleiter, meist Agrarminister, gaben aus der Sicht ihrer L�nder Erkl�rungen zum Problem der Weltern�hrung und seiner L�sung ab und verabschiedeten eine Erkl�rung, auf die sich die Staaten bereits vorher im Sinne des �kleinsten gemeinsamen Nenners� geeinigt hatten. Die Konferenz stellte zun�chst als grundlegende Tatsache fest, dass auf der Erde - in Kalorien gerechnet - mehr als gen�gend Nahrungsmittel f�r alle Menschen erzeugt werden. Andererseits sind von den derzeit etwa 5,7 Milliarden Menschen rund 840 Millionen unterern�hrt. Die meisten davon leben in Entwicklungsl�ndern, wo weltweit etwa 20% der Bev�lkerung nicht gen�gend Nahrungsmittel erhalten und j�hrlich 13-15 Millionen Menschen an den Folgen der Unterern�hrung sterben, davon etwa 4 Millionen Kinder. Die FAO verweist jedoch auch auf Fortschritte in den letzten Jahren: Vor 20 Jahren hungerten in den Entwicklungsl�ndern noch 36% der Bev�lkerung, rein rechnerisch gibt es heute f�r jeden Menschen auf der Erde 18% mehr Nahrung als vor 30 Jahren. Fortschritte wurden besonders in S�d- und Ostasien verzeichnet, w�hrend sich die Lage in Afrika verschlimmerte. Allein 300 Millionen Hungernde leben in Afrika s�dlich der Sahara; von denen 215 Millionen Menschen chronisch unterern�hrt sind. Zu den Ursachen von Hunger und Unterern�hrung betont die FAO, dass es sich weniger um ein Problem absolut fehlender Nahrungsmittel handle, sondern um die Folge des fehlenden Zugangs zu den Nahrungsmitteln. Nahrungsmittelmangel in einem Land oder einer Region kann zur�ckgehen auf: - zu geringe Produktion aus nat�rlichen Gr�nden: Neben Gebieten, die aus klimatischen und sonstigen nat�rlichen Gr�nden (Berggebiete, Feuchtgebiete u.a.) seit jeher nur eine geringe landwirtschaftliche Eignung aufweisen, kam in den letzten Jahrzehnten in vielen anderen Regionen ein verbreiteter R�ckgang der Bodenfruchtbarkeit als Folge falscher oder �berm��iger Bewirtschaftung, von Erosion und Entwaldung; - zu geringe Produktion aus wirtschaftlichen oder sozialen Gr�nden: Eine geringe Produktivit�t, die oft weit unter den erreichbaren M�glichkeiten liegt, wird h�ufig hervorgerufen durch das Fehlen moderner Technologien und geeigneter Bearbeitungsmethoden und -ger�te, durch Mangel an hochwertigem Saatgut und ausreichenden D�ngemitteln als Folge fehlender finanzieller Mittel der Bauern. Hinzu kommen in vielen Entwicklungsl�ndern leistungshemmende Agrarverfassungen, ungerechte Pachtverh�ltnisse und Mangel an Land f�r Kleinbauern als Folge der Eigentumsstrukturen (Gro�grundbesitz). In zu vielen L�ndern vernachl�ssigen die Regierungen die Landwirtschaft und die l�ndlichen R�ume zugunsten der st�dtisch-industriellen Bev�lkerung und der gro�en St�dte. Typisch hierf�r sind die h�ufig unangemessen niedrigen Preise f�r Nahrungsmittel, die in vielen afrikanischen Staaten durch die Regierungen festgesetzt werden, um die Stadtbev�lkerung mit billigen Lebensmitteln versorgen zu k�nnen. Den Bauern fehlt dadurch der finanzielle Anreiz zur Produktionssteigerung; - zu geringe finanzielle Mittel des Staates: In vielen Entwicklungsl�ndern fehlen dem Staat die finanziellen Mittel, insbesondere die Devisen, um Nahrungsmittel importieren zu k�nnen. Daneben fehlt es h�ufig am Ausbau des Verkehrs- und Transportwesens und der Lagerm�glichkeiten (z.B. K�hlh�user), um Ern�hrungsg�ter in die bed�rftigen Regionen bringen zu k�nnen. In Afrika oder S�dasien gibt es selbst innerhalb eine Staates wegen unzureichender Verkehrsinfrastruktur oft Probleme, einen Ausgleich zwischen �berschuss- und Mangelgebieten herzustellen, und es fehlen die Lagerh�user, um z.B. Getreide�bersch�sse eines Jahres f�r das n�chste Jahr sicher vor Sch�dlingsbefall aufzubewahren; - zu geringe finanzielle Mittel der betroffenen Bev�lkerung: In vielen L�ndern verhindert die absolute Armut weiter Bev�lkerungskreise, dass sie sich mit den angebotenen Lebensmitteln versorgen k�nnen (z.B. in den Slums der gro�en St�dte). Jegliche wirtschaftliche Entwicklung entsprechender Regionen mit der Schaffung von Besch�ftigungs- und Einkommensm�glichkeiten und damit von Kaufkraft ist also auch ein Beitrag gegen die Unterversorgung mit Lebensmitteln. Ein besonderes Ursachenb�ndel f�r Unterern�hrung und Hungersn�te - in Afrika zurzeit eine der wichtigsten Ursachen - sind kriegerische Auseinandersetzungen. Durch B�rgerkriege, Terrorismus und dadurch hervorgerufene Massen-Fluchtbewegungen werden Anbau, Verteilung und Lagerung von Lebensmitteln nachhaltig gest�rt; die meisten Hungersn�te der letzten Zeit wurden durch Gewaltausbr�che und Kriege verursacht oder versch�rft (so in Afghanistan, Somalia, Ruanda, Burundi, Liberia, Sierra Leone, Dem. Rep. Kongo sowie im Irak und Sudan). In den Abschlussdokumenten des Gipfeltreffens (�Rome Declaration on World Food Security� und �World Food Summit Plan of Action�) werden die Ursachen des Welt-Ern�hrungsproblems benannt, doch bleibt der Aktionsplan vielfach bei vagen Andeutungen, wo es um konkrete Ma�nahmen geht. Um den Konsens aller Teilnehmerstaaten nicht zu gef�hrden, wurde vermieden, international g�ltige Verpflichtungen aufzunehmen oder strittige Punkte, wie Geburtenkontrolle, anzusprechen. Das Schwergewicht legt der Aktionsplan auf Ma�nahmen zur Produktionssteigerung, auf verbesserte Verteilung der Ressourcen und auf Hebung des Einkommensniveaus der Bev�lkerung. Dadurch k�nne die Zahl der hungernden Menschen bis 2015 halbiert werden. Die FAO h�lt dieses Ziel f�r erreichbar und nennt in ihrem Aktionsplan fast 200 Einzelaktionen, die sie f�r w�nschenswert h�lt, von h�heren Ertr�gen aus Nahrungspflanzen durch Z�chtung, Bio- und Gentechnologie �ber Ma�nahmen zum Bodenschutz und zur Bew�sserung bis hin zur besseren Ausbildung der Landwirte, zur Gleichberechtigung der Frauen in Entwicklungsl�ndern und zur Schaffung eines fairen Welthandelssystems. Unabh�ngige Beobachter und Vertreter der Nichtregierungsorganisationen (NGO) wie der Deutschen Welthungerhilfe, die sich ebenfalls in Rom trafen, �u�erten nach der Konferenz gro�e Entt�uschung �ber die Unverbindlichkeit der Abschlusserkl�rung. Sie sei zu stark auf Kompromisse ausgerichtet und zeige keine echten L�sungen des Weltern�hrungsproblems auf. Der verabschiedete Ma�nahmenkatalog sei zu unbestimmt, um Wirkung zeigen zu k�nnen, und die Prognosen der FAO seien in Anbetracht des Ernstes der Lage viel zu optimistisch.
 
 
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